Bei „Hack Your City“ entwickeln junge Berliner Ideen für die Stadt von morgen. Auch der Senat findet das interessant

Sonntagmorgen in Kreuzberg – die Straßen sind ruhig, Menschen gehen langsam Richtung Frühstücksbuffet oder ziehen sich noch einmal die Bettdecke über den Kopf, ein Hund gähnt träge vor einer mit Graffiti besprühten Wand. Nur in der Glogauer Straße scheint etwas anders zu sein. Menschen in Jeans und T-Shirt laufen mit Laptop und Kaffee ausgestattet in einen Hinterhof. Was ist da los? „Die Bürger wollen die Stadt der Zukunft selbst mitgestalten“, erklärt ein junger Mann. Der junge Mann heißt Yanick Haan und ist Projektmanager von „Hack Your City“.

60 Designer, Programmierer, Wissenschaftler und stadtbegeisterte Bürger haben am Wochenende in den Räumen der Indoor-Farming-Anlage Infarm in Kreuzberg zusammen getüftelt. Auch dabei waren zwölf Studenten der Berliner Kunsthochschule Weißensee und der Fachhochschule Dortmund, die unter dem Titel „Raum und Gefühl“ Projekte entwickelt hatten. Die Teilnehmer wollen die Zukunft ihrer Stadt nicht der Politik überlassen, sondern sich selbst den Herausforderungen einer wachsenden Stadt stellen.

Denn Berlin wächst, verändert sich. 3.562.166 Menschen lebten Ende 2014 in der Hauptstadt und jedes Jahr kommen mehr als 40.000 Neu-Berliner hinzu. Das ist keine Besonderheit. „Wir erleben derzeit überall auf der Welt eine starke Urbanisierung“, sagt Yannik Haan. „3,7 Milliarden Menschen leben weltweit in Städten. Das wird immer mehr.“

Die Aktualität des Projektes hat auch Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD) erkannt, der am Sonnabend die Veranstaltung eröffnete. „In einem Projekt wie Hack Your City liegen große Potenziale für Berlin. Wir sind auf dem Weg in eine Smart City und wollen urbanen Herausforderungen mit digitalen Technologien begegnen“, sagte Böhning der Berliner Morgenpost. „Besonders interessant sind vernetzte Lösungen für neue Wohnquartiere, etwa für die Energieversorgung oder die Kommunikation.“

Organisiert wird das Projekt von der Initiative Wissenschaft im Dialog und der Open Knowledge Foundation. Ein halbes Jahr werden die jungen Stadtentwickler bei Hack Your City an ihren Erfindungen arbeiten, designen, programmieren oder löten. Berlins Landesregierung hat dabei ein großes Interesse an den Entwicklungen. Man beobachte dieses Projekt sehr genau, sagte Böhning. „Die besten drei Ergebnisse wollen wir uns im Senat anschauen und prüfen, ob man eine Nutzung für Berlin finden kann.“