Marktstrategie

"The Q" soll Quartier 205 aufwerten

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"Was sehen Sie, wenn Sie reinkommen? Einen Haufen Schrott!" Mit diesen Worten fasst Bernd Thomsen zusammen, was ihm am Quartier 205 nicht gefällt.

Der Hamburger Spezialist für Marktstrategien ist von den spanischen Eigentümern des Gebäudes damit beauftragt worden, die Passage an der Friedrichstraße auf Vordermann zu bringen. Am Donnerstagabend stellte Thomsen Mietern, Nachbarn und der Leitung des Centers vor, was sich in den kommenden Monaten alles ändern soll. Erstes Opfer der Umstrukturierung: die mehrere Stockwerke hohe Schrott-Skulptur des amerikanischen Künstlers John Chamberlain: "Die Skulptur ist nicht schlecht, aber sie verstellt sämtliche Sichtachsen."

Damit der Wandel auch äußerlich sichtbar ist, prangt über dem Eingang jetzt der neue Name des Centers: "The Q". Nach dem Willen von Thomsen soll das für "Quality-Shopping" stehen. Was genau das bedeutet, erläutert der Hamburger anhand von Video-Interviews, in denen seine Mitarbeiter die Passanten auf der Friedrichstraße nach ihrem Wunsch-Center befragten. Danach legen die Kunden auf "individuelle Qualitätsprodukte", Serviceangebote und eine zugleich entspannende sowie unterhaltsame Wohlfühl-Atmosphäre wert. Weil das auf den 14 000 Quadratmetern Verkaufsfläche bislang Mangelware ist, soll sie nun schrittweise umfunktioniert werden. "Es zieht, es gibt dunkle Ecken, und vom Gendarmenmarkt aus sieht man gar nicht, dass sich in dem Haus ein Einkaufscenter verbirgt", nennt Thomsen die vordringlichen Probleme. Doch mit dem Einbau von Drehtüren und neuen Lampen soll es nicht getan sein. Auch die 44 Ladengeschäfte sollen sich einem neuen Stil anpassen. "Viele Mieter werden umziehen müssen, einige passen wohl gar nicht mehr ins neue Konzept", so der Berater. Wie etwa H&M, heute einer der Hauptmieter. "Doch wir wollen niemanden rausekeln, sondern dabei helfen, das eigene Geschäft neu auszurichten."

Dass im Quartier 205 Handlungsbedarf besteht, davon zeugen immer schnellere Mieterwechsel. Das 1996 als Teil der Friedrichpassagen eröffnete Gebäude - mit dem Nobelquartier 206 und der französischen Kaufhauskette Galeries Lafayette unterirdisch verbunden - gilt bei Experten als Oldtimer, zumal erfolgreiche Einkaufszentren alle zehn Jahre eine Schönheitskur brauchen. Die Schrott-Skulptur soll nicht verschrottet werden. "Wir werden sie verkaufen, Interessenten können sich bei mir melden", so Centermanagerin Marion Bachmann.

( ij )