Fauxpas

Claudia Roth und ihr „High Five“ mit Irans Botschafter

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Sonja Gillertund Matthias Kamann

Foto: - / REUTERS

Erst vor kurzem sprach Claudia Roth vom „pragmatischen Teil der Hamas“. Nun der nächste Fauxpas: sie witzelt mit einem Massenmörder.

Sein Gesicht erstrahlt, als die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth auf der Münchner Sicherheitskonferenz auf ihn zusteuert. Dann erhebt der iranische Botschafter Ali Resa Scheich Attar die Hand zum Gruß. Roth geht auf ihn zu, bleibt stehen, erhebt ihre Hand und schlägt mit Scheich Attar ein. Dann bricht die Szene in einem Video zur Sicherheitskonferenz ab. Die kurze Sequenz mit dem „High Five“ sorgt im Internet für Spekulationen über eine Kumpelei.

Doch zu der Begrüßungsszene gibt es eine Vorgeschichte, die das Abklatschen in anderem Licht erscheinen lässt. Roths Sprecher sagte der Berliner Morgenpost: „Ihre höfliche Reaktion war der Tatsache geschuldet, dass sie den iranischen Außenminister und den iranischen Botschafter am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz in einem Gespräch dazu bewegen wollte, den iranischen Filmemacher Jafar Panahi zur Berlinale ausreisen zu lassen.“

Von der Geste überrascht

Schon vor der Konferenz soll sich Roth mit dem Anliegen in einem Brief an den Botschafter gewandt haben, der seit 2008 in Berlin den Iran vertritt. Auf der diesjährigen Berlinale wird der Film „Closed Curtain“ von Panahi gezeigt. Der Filmemacher steht im Iran unter Hausarrest und Berufsverbot, weil er die Opposition unterstützt hat. 2011 schmuggelte er einen eigenen Film („Dies ist kein Film“) in einer Torte zu den Filmfestspielen in Cannes.

Dass der iranische Botschafter der Grünen-Politikerin seine Hand so offen entgegenhielt, sei ein absolutes Novum gewesen, sagte der Grünen-Sprecher. Scheich Attar habe ihr noch nie die Hand gereicht. „In dieser Situation hat er offenbar den Versuch eines höflichen Entgegenkommens gemacht, ohne Claudia Roth wirklich die Hand geben zu müssen.“ Sie sei von der Geste so überrascht gewesen, dass sie diese mit einem kurzen Berühren der Hand des Botschafters erwidert habe.

Gegen öffentliche Auftritte von Scheich Attar gab es in Deutschland seit der gewalttätigen Niederschlagung der oppositionellen Demonstrationen im Iran nach den Wahlen 2009 immer wieder Proteste. Er ist der achte Vertreter der Islamischen Republik seit der Revolution 1979. Mit dem Ende der Schah-Herrschaft begann für Scheich Attar seine politische Karriere. Ihm wird Mitverantwortung für den Tod Tausender Kurden vorgeworfen. 2003 wurde er Geschäftsführer und Chefredakteur der iranischen Zeitung „Hamshahri“, die 2006 einen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb ausschrieb. Roth kennt den Diplomaten durch ihren Einsatz gegen Repressionen gegen die iranische Opposition.