Die Berliner AfD nutzt im Bundestagswahlkampf den Namen des prominenten Sozialdemokraten Heinz Buschkowsky ohne dessen Erlaubnis, um für sich Werbung zu machen. Seit Freitag rollt ein Plakat des AfD-Direktkandidaten Frank-Christian Hansel auf einem Anhänger durch Neukölln. Es ist der Bezirk, in dem Buschkowsky bis 2015 Bürgermeister war und noch ein besonders hohes Ansehen genießt.
„Neukölln ist überall“, heißt es auf dem Schild. Buschkowsky hatte 2012 unter diesem Titel ein Buch veröffentlicht, in dem er die Integrationsdefizite nicht nur in seinem Bezirk kritisch betrachtete. „Wer es wie Buschkowsky will, wählt am Sonntag Frank-Christian Hansel in den Deutschen Bundestag“, geht der Text weiter.
Buschkowsky: „Die haben wohl eine Schraube locker“
Der Politiker, der als Parlamentarischer Geschäftsführer in der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus einer der wichtigsten Vertreter der Rechtspartei in der Berliner Landespolitik ist, bestätigte den Einsatz des Plakats auf dem Anhänger, auf den eine Leserin die Berliner Morgenpost aufmerksam gemacht hatte. Auch am Sonnabend soll das Plakat durch Neuköllns Straßen gezogen werden.
Die AfD hat Heinz Buschkowsky jedoch nicht gefragt, ob sie seinen Namen verwenden dürfe. Er wisse davon gar nichts, sagte Buschkowsky am Freitag und mutmaßte: „Die haben wohl eine Schraube locker.“ Er sei jedenfalls „not amused“, er habe keinerlei Kontakte zur AfD.
Heinz Buschkowsky war zwar einer der Ersten, der das Ende einer unkritisch betrachteten Multikultiwelt ausgerufen hatte. Dennoch hat sich der Neuköllner immer von rassistischen oder völkischen Tendenzen distanziert.
Der AfD-Kandidat Hansel verteidigte die Werbung mit dem Sozialdemokraten
Normalerweise würde er einen Presserechts-Anwalt beauftragen und eine Unterlassung verlangen, sagte der Sozialdemokrat. Aber ehe ein solcher Brief bei der AfD einginge, sei auch schon Sonntag und damit Wahltag, weiß der Ex-Bürgermeister. „Das haben die mit Absicht so gemacht, damit ich keine Chance habe, darauf zu reagieren“, sagte Buschkowsky.
Der AfD-Kandidat Hansel verteidigte die Werbung mit dem Sozialdemokraten. Buschkowsky spreche aus, was viele AfD-Wähler denken, argumentiert er. Die AfD behaupte zudem nicht, dass Buschkowsky für die AfD sei. „Ich schade ihm nicht. Ich werte ihn nicht ab“, sagte Hansel, der zum liberalen Flügel seiner Partei gehört.
Er hatte die Kandidatur in Neukölln übernommen, nachdem sein zum deutschnationalen Flügel zählender Vorgänger Andreas Wild der AfD zuerst aus der Abgeordnetenhaus-Fraktion ausgeschlossen wurde und auch als Direktkandidat für den Bundestag nicht mehr tragbar erschien.
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