Betrugsvorwürfe

Türkei-Wahl: Videos im Netz zeigen angeblich Manipulationen

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Kemal Kilicdaroglu gibt seine Stimme in Ankara ab

Kemal Kilicdaroglu gibt seine Stimme in Ankara ab

Der Kandidat der türkischen Opposition für die Präsidentenwahl, Kemal Kilicdaroglu, hat seine Stimme in Ankara abgegeben. Im Anschluss erklärte er, die Türkei habe "die Demokratie vermisst". Er hat laut Umfragen gute Chancen, Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan von der Macht zu verdrängen.

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Die Türkei-Wahl ist zu Ende, ein Ergebnis soll es am Abend geben. Im Netz kursieren Videos, die einen bösen Verdacht aufkommen lassen.

Berlin/Ankara. Die Wahllokale in der Türkei sind geschlossen. Für den Chef der türkischen Wahlkommission YSK lief die Abstimmung ohne große Zwischenfälle ab. Doch im Internet werden Manipulationsvorwürfe laut. Lesen Sie dazu: Erdogan führt aktuell bei Stimmenauszählung in der Türkei

In einem Video ist zu sehen, wie jemand bei mehreren Stimmzetteln den Wahlstempel beim aktuellen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan setzt. In der Türkei markieren die Wählerinnen und Wähler den Kandidaten und die Partei auf dem Stimmzettel in der Wahlkabine mit einem kleinen Stempel.

Weitere Videos auf Twitter zeigen, wie jemand mehrfach für Erdogan gestimmt haben soll. Zudem sollen manipulierte Wahlzettel benutzt worden sein. Es ließ sich nicht verifizieren, wann, wo und von wem diese Videos aufgenommen wurden. Ob die Vorwürfe stimmen, ist unklar. Wahlbeobachter der oppositionellen CHP sollen bei der türkischen Wahlbehörde Einspruch erhoben haben.

Kurdenorganisation: „Viele Wahlmanipulationen in kleinerem Umfang“

Eine Kurdenorganisation berichtete von „vielen Wahlmanipulationen in kleinerem Umfang“. So sei vielerorts gemeldet worden, dass Wahlzettel bereits gestempelt gewesen seien, als sie verteilt wurden, erklärte das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, Civaka Azad, mit Sitz in Berlin.

Auch ungültige Zettel wurden demnach verteilt. Zudem wurden laut Civaka Azad mehrere Tausend Menschen am Wählen gehindert, indem sie unwissentlich als Wahlhelfer benannt wurden. Zum Teil sei ihnen kein Stimmzettel ausgehändigt worden, da ihr Name angeblich nicht auf den Listen stand.

Offenbar auch Angriffe auf Wahlhelfer

Auf Twitter kursierten zudem Videos und Fotos von vermeintlichen Angriffen auf Wahlhelfer. Die prokurdische Oppositionspartei HDP bestätigte der Deutschen Presse Agentur, dass es Angriffe im südosttürkischen Mardin auf Wahlbeobachter der Schwesterpartei YSP gegeben habe. Es sei zu einem Streit gekommen, nachdem Beobachter mehr als einem Familienmitglied den Zutritt zur Wahlkabine verweigert hätten.

Wahl Türkei-Wahl 2023
(Stichwahl)
Datum Sonntag (28. Mai 2023)
Ort Türkei
Gewählt wird Präsident
Wahlberechtigt sind Rund 64 Millionen Menschen
Kandidaten für Präsidentenamt Recep Tayyip Erdoğan (69) und Kemal Kılıçdaroğlu (74)

Gestern wurden anscheinend auf Anweisung der Regierung einige Nutzer bei Twitter gesperrt. Elon Musk, der derzeitige CEO von Twitter, verteidigte diese Maßnahme. Er erklärte, dass das Unternehmen dem Wunsch der Regierung nachkommen musste, da andernfalls Twitter möglicherweise vollständig in der Türkei gesperrt worden wäre.

Beobachter berichteten von großem Andrang an den Wahllokalen. Die Wahlbeteiligung in der Türkei ist traditionell sehr hoch. 2018 lag sie bei 86,2 Prozent. Trotz einzelner Berichte über vermeintliche Unruhen und Manipulationen soll die Wahl weitgehend ruhig und geordnet abgelaufen sein. Das könnte Sie auch interessieren: Wahlen in der Türkei: Warum Erdogan die Ablösung droht