Stockholm. Schweden war 1999 eines der ersten Länder Europas, die auf die demografische Herausforderung einer immer älter werdenden Bevölkerung seine Altersversorgung reformierte. Dabei spielt die Aktienrente mit 2,5 Prozent der Beiträge eine Rolle, wenn auch keine große. Die Reform der Rente ging einher mit einer Senkung des Rentenniveaus. Insgesamt wurden die Renten 1999 von 60 bis 65 auf in der Zukunft grob geschätzte 45 bis 55 Prozent gedrückt, so der Rentnerverband „Pro”. Auch interessant:: Rente: Aktien zur Alterssicherung – das plant die Koalition
Die 2,5 Prozent für Aktienfonds können die Schweden wahlweise in den staatlich geführten aktiv verwalteten Fonds oder in einen von über 100 privaten Fonds investieren. Viele Rentenfonds haben große Verluste gemacht, es gab auch Korruptionsfälle, einige Fonds mussten wegen mangelnder Seriosität ausgeschlossen werden, andere wiederum liefen gut. Lesen Sie auch: Aktienrente: Da muss der Ampel-Koalition mehr einfallen
Rente: Der Staatsfonds hat eine hohe Rendite
Wer keine aktive Entscheidung fällt, landet automatisch im Staatsfonds „AP7 Såfa”. Da sind derzeit über 60 Prozent des arbeitenden Schwedinnen und Schweden. Seine durchschnittliche Wertsteigerung liegt bei rund 12,5 Prozent pro Jahr. Die meisten privaten Fonds liegen drei Prozent tiefer. 94 Prozent des AP7 Portfolios orientieren sich am globalen Index MSCI ALL Country World. Es wird in knapp 3000 Firmen aus elf Branchen investiert. Dazu zählen etwa Microsoft, Amazon, Apple und Johnson&Johnson. Lesen Sie auch:Geld anlegen: Sparbrief, Aktien, Gold – was sich jetzt lohnt
Die Alterssicherung in Schweden besteht heute aus mehreren Säulen. Davon sind die ersten drei obligatorisch, der Rest ist freiwillig. Es gibt eine Grundsicherung. Bei Rentenbezügen unter dem Existenzminimum greift eine Garantiepension von bis zu umgerechnet rund 850 Euro im Monat und im Bedarfsfall ein zusätzliches Wohngeld bis maximal knapp 650 Euro.
Rente: Die genaue Rentenhöhe erfährt man nicht
Die wichtigste Säule ist die einkommensabhängige Rente: Ihre Höhe hängt von Beiträgen ab, die sich der Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen. Zusammen betragen sie 18,5 Prozent. Davon werden 16 Prozent direkt an die heutigen Rentner weitergegeben.
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Wie viel Rente Arbeitnehmer einmal im Ruhestand durch Einzahlungen in das Umlageverfahrenbekommen werden, weiß niemand genau. Ein Rentenniveau wird nicht mehr wie früher garantiert. Im neuen System reguliert eine komplizierte Formel die Auszahlungen. Rentenbezüge werden automatisch gekürzt, wenn die konjunkturelle Entwicklung Schwedens sich verschlechtert und wenn die Lebenserwartung der Rentner steigt.
Betriebliche Rentenversicherung gewinnt an Bedeutung
Eine weitere Säule ist die betriebliche Rentenversicherung. Im schwedischen Rentensystem gilt die betriebliche Altersvorsorge als eine private Pflichteinzahlung, wird aber von den Arbeitgebern getragen. Diese zahlen 4,5 Prozent des Bruttoeinkommens in einen häufig kapitalgedeckten Rentenplan.
Die Versicherten können sich zwischen Anleihen und Aktienfonds entscheiden, tragen dabei jedoch selbst das Renditerisiko. Circa 90 Prozent aller Arbeitnehmer sind in der betrieblichen Rente. Der Anteil dieser Vorsorgeart an der Gesamtrente soll zwischen 25 und 35 Prozent ausmachen. Hinzu kommt noch die staatliche Empfehlung einer freiwilligen Privatversicherung. Auch interessant: Rente richtig berechnen: Diese Formel müssen Sie kennen
Der Vorteil der Reform: Die Rente ist fast vollständig vom Staatshaushalt entkoppelt und soll auch in der Zukunft angeblich ohne Steuerzuschüsse auskommen. In Schweden zahlen alle in den Rentenkasse ein, es gibt kein Beamtentum. Der Nachteil: Die Rente ist unsicherer geworden und deutlich niedriger. Daran ändert auch die Aktien-Rente nichts. Das könnte Sie auch interessieren: Grundrente für 1,1 Millionen Menschen: Mehr Geld 2023