Berlin. Als am Abend fast alle Stimmen in Nürnberg ausgezählt sind, steht fest, dass Tessa Ganserer, Abgeordnete der Grünen, kein Direktmandat gewinnen wird. Das muss sie dem Kandidaten der CSU, Sebastian Brehm, überlassen. Dennoch sichert sich Ganserer über den Listenplatz den Einzug in den Bundestag. Dabei gelingt ihr Historisches: Sie zieht als eine der ersten offenen transgeschlechtlichen Menschen ins Parlament – gemeinsam mit ihrer Partei-Kollegin aus Nordrhein-Westfalen, Nyke Slawik.
Seit 2013 sitzt Ganserer im bayerischen Landtag. 2018 wurde die 44-Jährige wiedergewählt, damals noch unter ihrem männlichen Namen Markus. Anfang 2019 outete sie sich als transgeschlechtlich. Seitdem wird sie auch im Landtag als Tessa Ganserer angesprochen.
Bei der gestrigen Wahl erhielt sie 22,5 Prozent der Erststimmen, Brehm von der CSU kam auf 28,6 Prozent. Trotzdem: "Tessa Ganserer ist sicher drin", sagte eine Sprecherin der bayerischen Grünen am Sonntagabend in München.
Nyke Slawik erging es am Sonntagabend ähnlich. Auch sie musste sich im Kampf um das Direktmandat geschlagen geben. Gegen den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach war sie chancenlos. Doch Slawik hat ebenfalls über die Landesliste in den Bundestag geschafft.
Auf Twitter schrieb sie: "Wahnsinn! Ich kann es noch gar nicht so recht fassen, aber ich werde mit diesem historischen Wahlergebnis definitiv dem nächsten Bundestag angehören." Sie bedankte sich außerdem bei allen Wählerinnen und Wähler und ihrem Konkurrenten Lauterbach für den "fairen Wettkampf".
Slawik (27) ist seit 2013 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, davor gehörte sie zur Jugendorganisation der Partei. Derzeit arbeitet sie als Delegierte für den Länderrat der Grünen in Nordrhein-Westfalen.
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Spätestens am 26. Oktober kommt der neu gewählte Bundestag erstmals zusammen. Durch ihren Erfolg bei der Wahl tragen Ganserer und Slawik dazu bei, dass das Parlament künftig diverser wird.