Berlin. Das Attentat auf den Bürgermeister von Altena (NRW) erschüttert dieser Tage Bürger und Politiker gleichermaßen. Ein Einzelfall ist das leider nicht. Immer wieder werden Politiker zur Zielscheibe ihrer politischen Gegner – so auch in Berlin.
Es endete glimpflich damals für die ehemalige Bundestagsabgeordnete Angelika Beer (Grüne), als sie im Jahr 2000 auf dem Heimweg von einem Unbekannten mit einem Messer angegriffen wurde. Zwei Schnittwunden im Arm, der Täter konnte in der Folge ebenso wenig ermittelt werden wie das Motiv. Es war der letzte Messerangriff auf einen Politiker in Berlin, seither wählen die Täter andere Mittel. Angst um ihr Leben mussten Politiker aber dennoch haben.
Hakan Tas und Petra Pau (beide Linke) zum Beispiel. Beide erhielten Morddrohungen, Tas 2013, Pau 2014. Tas’ Wohnungstür wurde dazu mit rechten Parolen und SS-Runen beschmiert. Die Bundestagsabgeordnete forderte im Nachgang besseren Schutz für Politiker. Sowieso scheint das Beschmieren und Bewerfen von privaten Häusern und Wohnungen von den Tätern als probates Mittel angesehen zu werden. So wurden auch die Wohnsitze von CDU-Politiker Kurt Wansner (2013) und des AfD-Fraktionsvorsitzenden Georg Pazderski (2017) mit Farbbeuteln beziehungsweise mit Farbe befüllten Glasflaschen beworfen. Im Fall von Monika Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, drangen Ende 2014 Linksautonome sogar in ihr Haus ein. Sie besprühten die Innenwände mit Schriftzügen und Anarchiezeichen, hingen Fotos von im Mittelmeer treibenden Flüchtlingen auf. Der SPD-Innenexperte Tom Schreiber kritisierte danach das Vorhaben der linksautonomen Szene, so direkt Druck auf das politische Handeln ausüben zu wollen.
Am 1. Mai 2017 wurde Schreiber während der „Revolutionären 1.-Mai-Demonstration“ dann selbst Ziel einer Attacke. Mehrere Demonstranten hätten ihn beschimpft, einer von ihnen sei unter Androhung von Schlägen mit einer Flasche auf ihn losgegangen, schilderte Schreiber. Zu Hilfe eilte ihm unter anderem Hakan Tas, Schreiber blieb unverletzt.
Das blieben auch der mittlerweile verstorbene ehemalige Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans Pannhoff (Grüne), der Linke-Politiker Hans Erxleben und der CDU-Politiker Thilo-Harry Wollenschlaeger. Mit Ausnahme von Pannhoff mussten alle mit ansehen, wie ihre Fahrzeuge nach politisch motivierten Angriffen in Flammen standen. Bei dem Grünen-Politiker war es ein Carsharing-Auto, das vor seinem Haus geparkt hatte. Alle vier Vorfälle ereigneten sich in den Jahren von 2014 bis 2016.