Die Hauptverdächtige im Verfahren gegen die rechtsterroristische Gruppe NSU, Beate Zschäpe, schweigt bis auf weiteres. Rechtsanwalt Wolfgang Stahl, Verteidiger der inhaftierten 36-Jährigen, sagte dem „Focus“ laut Vorabmeldung vom Samstag: „Es steht noch nicht fest, ob Frau Zschäpe zu irgendeinem Zeitpunkt überhaupt Angaben zur Sache machen wird.“ Dies hänge auch damit zusammen, dass nur unzureichend Akteneinsicht gewährt worden sei. „Wir haben bislang nur 120 Seiten erhalten, das ist so gut wie nichts.“
Sein Mitverteidiger Wolfgang Heer erklärte, aus den Akten lasse sich nicht hinreichend erschließen, worauf die Ermittlungsbehörden den dringenden Tatverdacht hinsichtlich der Bildung einer terroristischen Vereinigung stützten.
Unterdessen wird bekannt, dass der Thüringer Verfassungsschutz das Neonazi-Trio Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos offenbar mit einem Ausstiegsangebot aus dem Untergrund holen wollte. Diesen Plan habe es 1999, also ein Jahr nach dem Untertauchen des Trios gegeben, sagte der damalige Verteidiger Böhnhardts, Gerd Thaut, dem Nachrichtenmagazin „Focus“ laut Vorabbericht vom Samstag. Das Vorhaben sei aber am Veto der Staatsanwaltschaft gescheitert. Der Zwickauer Neonazi-Zelle werden zehn Morde zur Last gelegt.
Dem Bericht zufolge kontaktierte ein Mitarbeiter des Thüringer Verfassungsschutzes im März 1999 Thauts Kanzlei und erklärte, er wolle den 1998 untergetauchten Bombenbauern helfen, in die Legalität zurückzukehren. Würden sich die drei freiwillig stellen, könnten sie mit einer milderen Strafe rechnen. So würde man sie nicht wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung belangen, sondern nur wegen Sprengstoffbesitzes.
Als die Einzelheiten des Deals mit der Staatsanwaltschaft in Gera aber besprochen werden sollten, habe der damalige Oberstaatsanwalt Arndt Peter Koeppen abgeblockt, sagte Thaut dem Magazin. Der Behördenchef habe erklärt, die untergetauchten Extremisten würden bald gefasst. An einer organisierten Rückkehr durch einen Strafmilderungsdeal habe seine Behörde kein Interesse.
Inhaftierter Helfer Holger G. sagt aus
Der mutmaßliche Terrorhelfer Holger G. aus Niedersachsen ließ sich dem Bericht zufolge unterdessen umfänglich zu den Vorwürfen gegen ihn ein. Er soll dem Neonazi-Trio seine Papiere überlassen haben. Ein Ermittler sagte dem „Focus“, die Angaben seien „äußerst hilfreich“. Der 37-Jährige soll andere Unterstützer der Zelle belastet haben, darunter offenbar auch den mittlerweile inhaftierten Ex-NPD-Funktionär Ralf W.
W. soll die Neonazis unterstützt und ihnen eine Waffe und Munition beschafft haben. Weitere Verbindungen zwischen der Zwickauer Zelle und der NPD könnten ein neues NPD-Verbotsverfahren erleichtern. Ein derartiges Verfahren war 2003 gescheitert, weil nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichtes zu viele V-Leute in der Partei tätig waren.