Nach tagelangem Schweigen geht nun auch der Doktorvater von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der Bayreuther Jura-Professor Peter Häberle, auf Distanz.
Mit sehr großem Bedauern habe er zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Umstände der von ihm betreuten Promotion geeignet seien, „den Ruf der Universität Bayreuth in der öffentlichen Diskussion in Misskredit zu bringen“, teilte Häberle in einer schriftlichen Erklärung mit. „Die in der Promotionsschrift von Herrn zu Guttenberg entdeckten, mir unvorstellbaren Mängel sind schwerwiegend und nicht akzeptabel“, schreibt der Professor. „Sie widersprechen dem, was ich als gute wissenschaftliche Praxis seit Jahrzehnten vorzuleben und auch gegenüber meinen Doktoranden zu vermitteln bemüht war.“ Die Aberkennung des Doktortitels sei die notwendige Folge gewesen.
Am Tag nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte der 76-Jährige der „Bild“-Zeitung gesagt: „Die Arbeit ist kein Plagiat.“ Nun spricht er von einer „ersten spontanen und letztlich zu vorschnellen Reaktion“, deren Ausmaß er ohne Detailkenntnis zunächst nicht absehen konnte.
Auch der ehemalige Professor der Bundeswehr-Universität in München, Rainer Elkar, sprach sich im Deutschlandradio Kultur gegen Guttenberg aus. Der Minister habe mit seiner Doktorarbeit einen „Täuschungsversuch“ begangen, Er fügte an: „Im materiellen Recht würde es sich hier um Betrug handeln.“
Elkar sagte, er könne Guttenberg als Wissenschaftler nicht mehr ernst nehmen und habe auch im menschlichen Bereich große Zweifel. Zur Führung zweier Universitäten der Bundeswehr, die der Freiheit von Wissenschaft und Lehre verpflichtet seien, sei der Minister nicht mehr geeignet.
Zuvor hatte bereits die SPD im Bundestag Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, Guttenberg mit sofortiger Wirkung die Zuständigkeit für die beiden Universitäten zu entziehen. „Angesichts der Vorwürfe des massiven Wissenschaftsbetrugs kann Minister Guttenberg diese Aufgabe nicht mehr mit der notwendigen Autorität wahrnehmen“, erklärte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann.
Kanzlerin hält zu ihrem Minister
Merkel gab dem CSU-Politiker erneut Rückendeckung. „Der Bundesverteidigungsminister genießt das Vertrauen und die Unterstützung der Bundeskanzlerin, daran hat sich nichts geändert in den letzten Tagen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Sie zeigte aber zugleich Verständnis für die Empörung des deutschen Wissenschaftsbetriebs über die Plagiatsaffäre. „Das ist ein in der Wissenschaft sehr ernster Vorgang“, so Seibert.
Über den Betrugsvorwurf habe jedoch nicht die Kanzlerin, sondern die Universität Bayreuth zu befinden. „Und diese Klärung gilt es abzuwarten.“