Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihres Umgang mit den Plagiatsvorwürfen gegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scharf kritisiert.
Biedenkopf unterstützt die Wissenschaftler, die sich mit einer Protestnote an Merkel gewandt haben: „Ich teile in vollem Umfang das, was dort gesagt wird“, sagte der 81-Jährige dem ZDF-Hauptstadtstudio. Er griff Merkels Aussage an, sie habe keinen wissenschaftlichen Assistenten eingestellt, sondern einen Minister: „Der Mensch wird gemessen, nicht das Amt. Und der Mensch ist auch nicht teilbar“, sagte Biedenkopf.
„Wenn Guttenberg mich am Anfang gefragt hätte, hätte ich ihm empfohlen, ins Glied zurückzutreten“, sagte Biedenkopf weiter.
Guttenberg wurde der Doktortitel aberkannt, weil er auf zahlreiche fremde Texte in seiner Dissertation nicht hingewiesen hat. Der Minister beharrt darauf, dies versehentlich und nicht absichtlich getan zu haben.
Unterstützung für Lammert
Biedenkopf teilt die Einschätzung des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU), dass die Plagiatsaffäre weitreichende Folgen habe: „Das ist ein Sargnagel an der Glaubwürdigkeit der politischen Klasse.“
Er glaube Guttenberg nicht, dass dieser bei der Erstellung seiner Dissertation lediglich Fehler gemacht habe: „Ich kann nicht eine Dissertation schreiben mit Zweidrittel plagiierten Stellen, ohne das zu wissen.“ Er sehe nicht, wie Guttenberg den über ihm liegenden „Schatten loswerden“ wolle.
Auch frage er sich, wie Guttenberg die große Aufgabe der Neuordnung der Bundeswehr „wirklich bestehen will“.
Kanzlerin steht zu Guttenberg
Kanzlerin Merkel hält trotz solcher Kritik aus den eigenen Reihen an ihrem Verteidigungsminister fest. Sie zeigte aber zugleich Verständnis für die Empörung des deutschen Wissenschaftsbetriebs über die Plagiatsaffäre. „Das ist ein in der Wissenschaft sehr ernster Vorgang“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Über den Betrugsvorwurf habe jedoch nicht die Kanzlerin, sondern die Universität Bayreuth zu befinden. „Und diese Klärung gilt es abzuwarten.“
Aus der Union hatte auch Bildungsministerin Annette Schavan gesagt, sie schäme sich für Guttenberg.
Der CSU-Minister sagte, er selbst wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. „Meine Arbeitskraft, was die Bundeswehr anbelangt, ist vollends gegeben. Ich habe dieses Amt auszuführen und will das auch mit Freuden tun“, sagte er in München. Im Vordergrund stehe nun die Bundeswehrreform.