Der Augsburger Bischof Walter Mixa wird nun auch innerhalb der katholischen Kirche mit Forderungen nach Aufklärung der gegen ihn erhobenen Misshandlungsvorwürfe konfrontiert. „Ein Totschweigen oder Vertuschen in diesen Fällen nützt gar nichts“, sagte der Vorsitzende des Diözesanrates im Bistum Augsburg, Helmut Mangold.
Dem heute 68-jährigen Mixa wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (Bayern) während der Siebziger- und Achtzigerjahre Kinder des dortigen Kinderheims St. Josef teils heftig verprügelt zu haben. Dazu gibt es insgesamt fünf eidesstattliche Erklärungen ehemaliger Heimkinder.
Mixa hatte die Vorwürfe zunächst bestritten und dann gegenüber der „Welt am Sonntag“ erklärt, die betreffenden Personen könnten sich an ihn gar nicht mehr erinnern, wie auch er keine Erinnerung mehr an sie habe. Demgegenüber regte nun der Diözesanratsvorsitzende Mangold an, die eidesstattlichen Erklärungen zu überprüfen. „Das ist auch wichtig, um die Unschuld des Bischofs zu beweisen. Auf jeden Fall muss das geklärt werden.“ Der Sprecher des Priesterrats im Bistum, Bernhard Ehler, sagte, der Fall werde im Bistum heftig diskutiert.
Zu befeuern versuchte diese Diskussion die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth. Sie forderte in der Illustrierten „Bunte“, Mixa solle sein Bischofsamt so lange ruhen lassen, bis die Vorwürfe von einer unabhängigen Kommission geklärt worden seien. Das hatte auch schon die papstkritische Kirchenreformbewegung „Wir sind Kirche“ von Mixa verlangt.
Verwirrung herrscht unterdessen über die Zusammensetzung des von der Bundesregierung geplanten Runden Tisches zu den Missbrauchsfällen, den die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) leiten soll. Die „Frankfurter Rundschau“ hatte am Dienstag mehrere Verbände genannt, die dort vertreten seien, wozu neben den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden auch der Olympische Sportbund und der Deutsche Städtetag gehören sollen.
Nicht eingeladen seien hingegen einige Opferverbände. Dies trifft in gewisser Hinsicht auch zu für einen der ältesten Selbsthilfevereine von Männern, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden, „Tauwetter“ in Berlin, der nicht eigens eingeladen wurde. Das nannte für „Tauwetter“ der Trauma-Berater Thomas Schlingmann gegenüber Morgenpost Online „verwunderlich“, da es bei den aktuellen Skandalen vor allem um den Missbrauch von Jungen geht.
Andererseits ist die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention (DGfPI) eingeladen, der rund hundert Beratungsstellen für weibliche wie männliche Missbrauchsopfer sowie deren Selbsthilfegruppen aus ganz Deutschland angehören, darunter „Tauwetter“.
Die DGfPI hat die Einladung des Ministeriums angenommen und wird am Runden Tisch sitzen, wenn dieser am 23.April erstmals tagt. Eine endgültige Besetzungsliste gibt es nach Angaben des Familienministeriums noch nicht.