Rund um die Welt sorgt der Amtsantritt von Barack Obama als Präsident der USA für große Erwartungen. Das gilt auch für Länder, mit denen die USA so ihre Schwierigkeiten haben. Der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki etwa forderte Obama zu einer Änderung der US-Nahostpolitik aufgefordert. Teheran werde mit einer Beurteilung von Obamas Haltung zum Iran jedoch abwarten, bis praktische Schritte erfolgt seien.
Die Regierung des bisherigen Präsidenten George W. Bush habe mit ihrer Kriegsführung viel Hass verursacht, sagte Mottaki. Obama müsse nun das schlechte Image der USA in der Welt korrigieren. Unter anderem müsse er neue Berater einstellen, die „die Wahrheit“ über den Nahen Osten sagten, empfahl Mottaki.
China wiederum erwartet von Obama eine Abkehr von der „Cowboy-Diplomatie“ seines Vorgängers George W. Bush. Die Wende ist höchst willkommen, doch herrscht große Unsicherheit, was der Wechsel im Weißen Haus für China bedeutet. Einige Amerika-Experten erwarten „keine großen Veränderungen“, doch andere warnen vor Protektionismus durch die Weltwirtschaftskrise, überzogenen Erwartungen der USA, neuem Streit über Chinas Währungsregime und Spannungen wegen Tibet oder Taiwan. Unter dem Titel „Partner oder Risiko?“ bescheinigte das einflussreiche Wirtschaftsmagazin „Cai Jing“ dem neuen Präsidenten zumindest einen „vorsichtigen, gemäßigten Stil“, der Schlimmstes verhindern könnte.
Nicht wenige in China horchten auf, als sich Obama in seiner Rede vor dem Kapitol in Washington an jene Führer in der Welt wandte, „die sich durch Korruption und Täuschung oder dadurch an die Macht klammern, dass sie abweichende Meinungen zum Schweigen bringen“: „Ihr sollt wissen, dass ihr auf der falschen Seite der Geschichte steht, aber dass wir eine Hand ausstrecken werden, wenn ihr eure Faust öffnet.“ Die Formulierung ist direkt von Ex-Präsident Bill Clinton geborgt, der 1997 dem damaligen Staats- und Parteichef Jiang Zemin bescheinigte, mit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 „auf der falschen Seite der Geschichte“ zu stehen.
Die populären Internetportale sina.com und sohu.com ließen das Zitat aus der chinesischen Übersetzung aus, obwohl sie ihren Lesern das „volle Transkript“ versprachen. Auch der Satz Obamas fehlte, dass frühere Generationen „Kommunismus und Faschismus“ nicht einfach mit Raketen und Panzern, sondern durch politische Bündnisse und ihre festen Überzeugungen in die Knie gezwungen hätten.
Kuba reagierte zurückhaltend auf Obamas Amtsantritt. Die Rede Obamas bei seiner Amtseinführung sei zwar „sehr interessant“ gewesen, sagte der Präsident der kubanischen Nationalversammlung, Ricardo Alarcón, in Havanna. Der US-Präsident sei ein „großer Redner“. Es gebe aber „ein großes Fragezeichen“, ob Obama die hohen Erwartungen erfüllen könne, die in ihn gesetzt würden.
Die Exilkubaner in den USA riefen Obama unterdessen dazu auf, die Dissidenten in Kuba weiter zu unterstützen. In einer gemeinsamen Erklärung von fünf Exilgruppen hieß es, der Rückhalt für die Oppositionsbewegung sei „lebensnotwendig für die Ausbreitung der Demokratie“.
Der argentinische Außenminister Jorge Taiana äußerte in Bezug auf die US-Sanktionen gegen Kuba die Hoffnung, dass der Amtsantritt des neuen US-Präsidenten für einen Wandel sorgen werde. Obama könne eine stärkere Ausrichtung der USA „zum Multilateralismus“ und für einen „offenen Dialog mit den Ländern der Region“ herbeiführen, sagte Taiana.
Die pakistanische Regierung, ein enger Verbündeter Washingtons im Kampf gegen den Terrorismus, gratulierte Obama zur Amtseinführung. „Unter Ihrer Führung werden die Vereinigten Staaten zweifellos den Weg dahin anführen, die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen die Menschheit steht“, hieß es in einer Mitteilung des pakistanischen Premierministers Yousuf Raza Gilani. „Wir sind zuversichtlich, dass (die) Freundschaft zwischen unseren Völkern und unsere gegenseitige Kooperation in den kommenden Jahren weiterhin an Stärke gewinnen wird.“
Eine sehr ungewöhnliche Reaktion auf Obamas Amtsantritt gab es im Karibikstaat Antigua: Dort soll zu einem besonderen Datum der höchste Berg des Landes soll nach Obama benannt werden. Ministerpräsident Baldwin Spencer erklärte, der Boggy-Gipfel werde am 4. August zum 48. Geburtstag von Obama umbenannt. Spencer hatte den Plan, den Berg umzubenennen, erstmals im November in einem Glückwunschbrief an Obama vorgestellt, dabei aber noch kein Datum genannt. Der Berg Boggy ist 396 Meter hoch und ein beliebtes Wandergebiet.