Die Nachricht ist erschreckend: Da stockt Berlin mit hohem finanziellen Aufwand die Studienplätze für angehende Lehrer auf, und dann verlassen die gut ausgebildeten Absolventen in Scharen die Stadt. Sicher, einen gewissen Schwund gibt es immer, schließlich kommen Studenten aus allen Bundesländern nach Berlin, und viele wollen nach dem Ausflug in die Großstadt wieder zurück in die Heimat. Doch wenn fast die Hälfte der Absolventen der Stadt trotz Einstellungszusage den Rücken kehrt und Berlin dafür Quereinsteiger einstellen muss, dann läuft etwas schief.
Jahrelang waren die Plätze für den Vorbereitungsdienst in Berlin begehrt, weil es in anderen Bundesländern häufig lange Wartezeiten gab. Doch das Blatt hat sich gedreht. Inzwischen suchen auch die anderen Länder in vielen Fachrichtungen händeringend Lehrer und locken die Bewerber mit attraktiven Angeboten. Gleichzeitig werden die Lebensbedingungen für junge Menschen angesichts steigender Mieten in der Hauptstadt schwieriger.
Im Senat reibt man sich verdutzt die Augen. Dabei werden an den hiesigen Universitäten nicht einmal so viele Lehrer ausgebildet, wie an den Schulen eigentlich benötigt werden. Viel zu spät wurde die Zahl der Studienplätze vor allem für Grundschullehrer erhöht. Dabei war lange absehbar, dass der Bedarf durch Pensionierung und Bevölkerungswachstum steigt. Und nun kommt viel zu spät die Erkenntnis, dass etwas getan werden muss, um die Absolventen nach dem Studium in Berlin zu halten.
Berlin kann es sich angesichts des dramatischen Fachkräftemangels nicht leisten, auch nur einen ausgebildeten Lehrer ziehen zu lassen. Es bleibt nur zu hoffen, dass wenigstens jetzt schnelle und unbürokratische Entscheidungen getroffen werden, damit die nächste Einstellungsrunde erfolgreicher läuft. Berlin sollte nicht das Nachsehen haben, wenn andere für Berliner Absolventen den roten Teppich ausrollen.
Schule: Hälfte der Referendare kehrt Berlin den Rücken