Kommentar

Gewalt an Schulen: Die Lehrer brauchen mehr Zeit

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Regina Köhler
Die Gewalt an Schulen nimmt ständig zu

Die Gewalt an Schulen nimmt ständig zu

Foto: dpa Picture-Alliance / Oliver Berg

Die Gewalt an Schulen nimmt ständig zu. Die Lehrer können nicht gegensteuern, ihnen fehlt Zeit, meint Regina Köhler.

Seit fünf Jahren müssen Berliner Schulen Gewaltvorfälle an ihren Einrichtungen der Bildungsverwaltung melden. Seitdem wird deutlich, dass Delikte wie schwere körperliche Gewalt, Waffenbesitz, Bedrohungen oder sexuelle Übergriffe stetig zunehmen oder auf hohem Niveau stagnieren. Deutlich wird aber auch, dass vor allem die Zahl der „leichteren Fälle“ wie Drohungen, Beleidigungen, Prügeleien stetig ansteigt. Da diese nicht zwingend gemeldet werden müssen, ist noch dazu von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Das ist eine alarmierende Entwicklung. Auch wenn die Senatsbildungsverwaltung und Experten die Zunahme der Meldungen vor allem damit begründen, dass die Schulen sensibler mit dem Thema Gewalt umgehen. Es mag stimmen, dass Prügeleien, dumme Sprüche oder hässliche Drohungen früher nicht so ernst genommen und innerhalb der Schule geahndet worden sind. Eine Zunahme von solchen Vorfällen erklärt das aber trotzdem nicht.

Wenn man sich dann auch noch anschaut, dass es von Jahr zu Jahr mehr Übergriffe auf Lehrer gibt und mehr Vorfälle schwerer körperlicher Gewalt, steht man vor einem Dilemma: Abgesehen davon, dass offenbar nicht genug nach den Ursachen für diese Entwicklung geforscht wird, steht die Frage im Raum, warum es den Schulen nicht gelingt, hier erfolgreich gegenzusteuern?

Sicher, in den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl von guten Anti-Gewalt- und Anti-Mobbing-Programmen entwickelt worden, gerade auch von Experten der Freien Universität. Doch diese Programme nützen nur bedingt etwas, wenn die Lehrer nicht genügend Zeit haben, sie auch wirksam umzusetzen und dabei – und das ist besonders wichtig und außerdem sehr aufwendig – die Eltern miteinzubeziehen. Lehrkräfte benötigen dafür eine Reduzierung ihrer Unterrichtsstundenzahl, die sie nicht bekommen, weil die Personalausstattung an vielen Schulen äußerst knapp bemessen ist. Und sie brauchen die Unterstützung von Psychologen und Sozialarbeitern, von denen es ebenfalls zu wenige gibt.

Es reicht eben nicht, eine Gewaltstatistik zu führen und Hilfsprogramme aufzulegen, so lange die Rahmenbedingungen an den Schulen nicht stimmen.