Berlin. Der Bund versucht, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzufedern. Markus Lanz fragt, wann wieder Normalität einkehren wird.
Es sei eine legitime Frage, wissen zu wollen, wie es nach der Corona-Pandemie weitergeht, sagt Markus Lanz zu Beginn der Sendung am Donnerstagabend. Damit hat er nicht ganz Unrecht. Denn der Schutz der Anderen und die eigene Gesundheit haben zwar aktuell Vorrang – doch bei vielen Bürgern machen sich mittlerweile wirtschaftliche Sorgen breit.
Der Bundestag hat zuletzt zwar ein rekordverdächtiges Hilfspaket in Höhe von 156 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft geschnürt. Wie lange das aber die Durststrecke von Betrieben, Selbstständigen und Arbeitnehmern überbrücken kann, ist völlig unklar. Auch weil noch nicht absehbar ist, ob nach den Osterfeiertagen überhaupt wieder Normalität einkehrt.
Markus Lanz – das waren die Gäste:
- Hubertus Heil, SPD, Bundesminister für Arbeit und Soziales
- Herbert Diess, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG
- Sascha Lobo, Blogger
- Prof. Alexander Kekulé, Virologe
- Dr. Carola Holzner, Oberärztin in der Notaufnahme der Essener Uniklinik
VW von Corona stark betroffen: Liquidität sinkt wöchentlich um Milliarden
Lanz spricht darüber per Videoschalte mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und dem Chef der Volkswagen-Gruppe, Herbert Diess. Letzterer steht einem Automobilkonzern vor, dessen Werke in Deutschland nun seit mehreren Tagen geschlossen sind. Nichts geht mehr in der Produktion – nicht allein wegen des Schutzes der Mitarbeiter, sondern auch, weil wichtige Zulieferer im besonders vom Coronavirus betroffenen Norditalien ansässig sind.
„Die Liquidität sinkt derzeit um rund zwei Milliarden pro Woche“, berichtet der VW-Manager. Die Maßnahmen der Bundesregierung würden durchaus helfen, aber die Ausgaben des Unternehmens müssten trotzdem weiter reduziert werden, wo es nur geht, so Diess. Einige Wochen könnte der Konzern wohl durchhalten, viel mehr aber auch nicht.
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Volkswagen-Chef Diess: Keine Garantie, dass niemand entlassen wird
Diess kann daher auch nicht versprechen, dass niemand der 80.000 VW-Beschäftigten in Deutschland seinen Job verlieren würde: „Eine Garantie kann ich dafür natürlich nicht aussprechen. Es gibt aber Hoffnung und die hängt davon ab, wie lange die Krise andauert.“ Zeit scheint gerade der entscheidende Faktor für das Überleben von Unternehmen zu sein.
Bundesarbeitsminister Heil erwartet, dass die Regelungen, die dafür sorgen sollen, dass sich das Virus nicht zu schnell verbreitet, Wirkung zeigen: „Unsere Hoffnung ist, dass wir nach Ostern eine bessere Situation haben.“ Dann könne schrittweise eine Rückkehr zum normalen Leben stattfinden. Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in unserem Newsblog.
Hubertus Heil zur Corona-Wirtschaftskrise: „Deutschland ist zum Glück ein Sozialstaat“
Bis dahin müsse aber die Gesundheit im Vordergrund stehen. „Ich versuche als Arbeitsminister alles zu tun, um den Menschen existenzielle und soziale Sorgen zu nehmen“, sagt Heil. Er wolle zwar keine Entwarnung geben, aber Deutschland habe in den letzten Jahren so gut gewirtschaftet, dass man jetzt möglichst vielen Menschen finanzielle Sicherheit geben könnte.
„Wir haben, wie kein anderer Staat auf der Welt, die Möglichkeiten, die wirtschaftlichen Herausforderungen zu stemmen. Und das können wir auch lange durchhalten“, meint der SPD-Politiker. Und einen Trumpf habe man in der Tasche: Deutschland sei im Gegensatz zu den USA ein Sozialstaat, der jetzt nicht mit Helikoptergeld ziellos um sich werfe, sondern auffange. „Wir kämpfen um jede Existenz, gerade bei kleinen Betrieben“, so Heil.
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Cem Özdemir bei Markus Lanz: Corona-Infektion überstanden
Herbert Diess meint, man solle sich ein Beispiel an China nehmen, wo durch lokale Eingrenzung und harte Maßnahmen die Neuinfektionen stark zurückgegangen sein sollen und Unternehmen den Betrieb zügig wieder aufnehmen konnten. Heil ist da etwas vorsichtiger, man müsse nun eben Geduld haben: „Ich sag’s nochmal ehrlich: Der Schutz von Leib und Leben hat immer Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen.“ Kein einziges Leben dürfe abgewägt werden.
Am Ende des Talks stößt noch Cem Özdemir über eine Videoschalte hinzu. Der Grünen-Politiker befindet sich seit mehreren Tagen in Heim-Quarantäne, er hat sich mit dem Corona-Virus infiziert. Mittlerweile habe er es aber überstanden.
Während sein Sohn das Licht im Arbeitszimmer an- und ausknipst, richtet Özdemir einen wichtigen Appell an die Talk-Zuschauer: „Nachher ist man immer schlauer. Aber bei aller Kritik: Ich möchte denjenigen sehen, der sagt, er habe das alles von Anfang an vorhersehen können.“
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