Ex-Boxerin

Auf Streife – Was Regina Halmich am Bahnhof Dortmund erlebte

| Lesedauer: 2 Minuten
Christoph Rybarczyk
Regina Halmich mit einem Polizeibeamten am Dortmunder Hauptbahnhof.

Regina Halmich mit einem Polizeibeamten am Dortmunder Hauptbahnhof.

Foto: Halmich

Ex-Boxerin Regina Halmich ging mit der Polizei auf Streife – nachts, am Dortmunder Bahnhof. Für die 41-Jährige wurde es ein Schock.

Dortmund.  Als dann auch noch der Nackte durch McDonald’s lief, war Regina Halmichs Nachtschicht perfekt. Nicht, dass ihre Streife mit zwei Bundespolizisten am Dortmunder Hauptbahnhof da schon vorbei gewesen wäre.

Aber nach Drogendealern, Alkoholopfern und drohenden Gewaltausbrüchen hatte Deutschlands ehemalige Vorzeigeboxerin und Quoten-Königin schon das gesamte Spektrum einer normalen Nacht an dem öffentlichen Brennpunkt gesehen. Halmich (41) war beeindruckt von der Arbeit der Beamten – und schockiert vom Ausmaß der Spannungen.

Natürlich sei ein Bahnhof ein Ort, an dem alles zusammenkomme, sagte Halmich unserer Redaktion über ihre Erfahrung, die sie an diesem Mittwoch bei Stern TV (22.15 Uhr RTL) mit Experten diskutieren wird. „Aber wie oft in dieser Nacht das Wort ,Scheiß-Bulle‘ gefallen ist, das ist nicht mehr normal.“

Regina Halmich: „Polizei ist unterbesetzt“

Halmich begleitete die Bundespolizisten bei Ausweiskontrollen, Drogentests und bei heiklen Einsätzen. Auch die Beamten öffneten sich und erzählten von Schusswaffeneinsätzen, Angriffen und dass einer bereits einmal „das Messer am Hals hatte“. Halmich wurde Zeugin von Beinahe-Schlägereien, die mit Mühe noch verhindert werden konnten.

Es sei extrem wichtig, dass die Polizei Präsenz zeige, sagt sie. Doch der Schichtdienst und die permanente Anspannung setzten den Einsatzkräften zu: „Die Polizisten haben mir erzählt, dass die Bezahlung eigentlich okay sei, aber die Unterbesetzung macht vielen zu schaffen.“

Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen stehe einer Streife häufig eine aggressive Gruppe von zehn bis 15 Leuten gegenüber. „Da scheppert es, und die Polizei ist unterbesetzt. Es gibt zu viele Situationen, die mit dieser Konstellation einfach nicht zu meistern sind.“

Mehr Unterstützung von Bürgern und Polizei

Halmich fordert: „Die Politik muss deutlich mehr tun, um die Polizei zu unterstützen und mehr Beamte einstellen. Wie zum Beispiel auch in den Pflegeberufen stimmt das Zahlenverhältnis bei der Polizei nicht mehr.“

Als Boxweltmeisterin hatte sie mit Aggressionen zu tun – doch dort galten Regeln, so Halmich, die vom Titelgewinn 1995 bis zu ihrem Karriereende 2007 ungeschlagen blieb. Privat musste sie bislang keine besonders brenzlige Situation hinnehmen. „Wenn Frauen Unsicherheit ausstrahlen, kann das aber passieren“, so Halmich. Und: „Wenn Leute gewalttätig werden, kannst du noch so gut geboxt haben – dann wird’s eng.“

Sie würde sich auch von den Bürgern mehr Unterstützung und Respekt für Polizisten wünschen, sagte Halmich, die als TV-Kommentatorin, Fitness-Expertin und Coach arbeitet. „Die meisten haben klare Motive für diesen Job: Sie wollen Menschen helfen und für Sicherheit sorgen.“

Stern TV: Mittwoch, 1. August, 22.15 Uhr, RTL