Filmprojekt

So war es für Marie Bäumer, Romy Schneider zu spielen

| Lesedauer: 4 Minuten
Peter Zander
Szene aus „3 Tage in Quiberon“: Fotograf Robert Lebeck (Charly Hübner) gelingen berührende Aufnahmen von Romy Schneider (Marie Bäumer).

Szene aus „3 Tage in Quiberon“: Fotograf Robert Lebeck (Charly Hübner) gelingen berührende Aufnahmen von Romy Schneider (Marie Bäumer).

Foto: © 2018 PROKINO Filmverleih GmbH

Marie Bäumer schlüpft in dem Film „3 Tage in Quiberon“ in die Rolle von Romy Schneider. Die Ähnlichkeit mit dem Star ist verblüffend.

Berlin.  Romy Schneider hat einmal gesagt, die Sissi klebe an ihr wie Grießbrei. Marie Bäumer könnte dasselbe von Romy Schneider sagen. Immerzu ist sie mit ihr verglichen und auf ihre Ähnlichkeit angesprochen worden. Und immer, wenn ein Filmprojekt über Romy Schneider anstand, wurde die Bäumer gefragt, ob sie das nicht spielen würde. Aber immer hat sie abgelehnt.

Nun, mit 48 Jahren, in einem Alter, als Romy Schneider längst tot war, hat sie es doch getan. Und spielt in „3 Tage in Quiberon“ die Hauptrolle. Der Film erzählt die Geschichte des letzten Interviews mit dem Weltstar, geführt von Star-Fotograf Robert Lebeck (Charly Hübner). Schauplatz ist das französische Seeband Quiberon.

Frau Bäumer, eigentlich hat schon niemand mehr damit gerechnet, dass Sie doch noch Romy Schneider verkörpern.

Marie Bäumer: Dieses „ewige Romy-Schneider-Thema“ – mich hat das nie wirklich beschäftigt. Ich habe auch immer gesagt, dass ich es nicht schlimm finde, mit Romy Schneider verglichen zu werden.

Was hat Romy Schneider so faszinierend gemacht. Und wofür steht sie für Sie?

Bäumer: Ich kann sie immer wieder angucken – und immer wieder neu. Ich sage immer, wir sind als Schauspieler Sehnsuchtsträger. Und in dem Sinn konnte sie wirklich jede Facette anstoßen, sie hatte keine Angst vor Abgründen, sie hat sich da reingeworfen. Sie war physisch sehr frei, was sie sehr sinnlich gemacht hat. Beneidenswert frei. Das ist etwas, woran ich seit Jahren arbeite – als Schauspielerin und auch als Schauspieldozentin.

Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?

Bäumer: Nebel. Weil ich so viel weinen musste im Film. Das war ein wahnsinniger Kraftakt, wir haben zwölf Stunden gedreht. Dann musste ich den Text für den nächsten Tag lernen, habe schlecht geschlafen, musste aufstehen und wieder weinen. In der Zeit ist unser Filmproduzent gestorben und meine Kinderfrau, das war schrecklich.

Romy Schneider ist einst nach Frankreich gezogen, um dem Sissi-Rummel in Deutschland zu entkommen. Sie sind auch nach Frankreich gezogen – welche Gründe hatten Sie?

Bäumer: Ich bin schon mit 17 durch die Bretagne und die Normandie geradelt. Dabei habe ich mich in dieses Land verliebt. Weitere 17 Jahre später, so lange hat es dann doch gedauert, bin ich dann mit einem Wohnmobil, meinem Sohn und meinem Mann in die Provence gezogen. Das ist eine Liebesverbindung, die ständig wächst. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Deutschland schrecklich fände. Ich finde es wunderbar, hier zu arbeiten. Aber in Frankreich kann man einfach besser leben. Das hören die Deutschen nicht so gern, aber das muss man vielleicht mal akzeptieren. Jeder, der mich besuchen kommt, will nicht wieder weg.

Sie sind viel zu selten im Film zu sehen. Woran liegt das?

Bäumer: Ich bin vielleicht wirklich sehr wählerisch. Aber da ist dann auch die ganz nüchterne Tatsache, dass es für eine Frau ab 40 einfach nicht mehr viele Rollen gibt.

Das ist immer noch so?

Bäumer: Für die Franzosen sind Frauen die wahren Helden des Kinos, weil sie genau die Emotionalität vermitteln, die das Kino braucht. Filme wie „3 Tage in Quiberon“ sind selten. So einer braucht dann auch eine ganze Weile, bis man ihn wieder aus den Zellen raus hat. Das ist wie Hochleistungssport. Man macht ja auch nicht eine WM nach der nächsten.

Wie kommt es, dass man Ihnen nicht mehr dieser Stoffe anbietet? Hat man Sie womöglich unterschätzt?

Bäumer: Unterschätzt? Nein, wir haben einfach nicht genug Stoffe. Wir haben so viele herausragende Schauspielerinnen, die können aber alle nicht beweisen, was in ihnen steckt.

In Frankreich wird Romy Schneider vielleicht noch mehr verehrt als in Deutschland. Fürchten Sie, mit Ihrem ruhigen Leben in Frankreich könnte es vorbei sein, da der Film auch dort in die Kinos kommt?

Bäumer: Das ist wie mit der Geburt eines Kindes, man kann das erst erfassen, wenn es passiert ist. Im Moment fühle ich mich noch sehr behütet in meiner kleinen Schutzblase. Aber ein paar Menschen aus meinem Dorf haben schon gesagt: Marie, das riecht nach Veränderung.