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„Tatort“-Star Dagmar Manzel fordert von TV-Machern mehr Mut

| Lesedauer: 3 Minuten
Peter Zander
Dagmar Manzel, hier als Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn, spielt neben dem „Tatort“ Theater, unter anderem an der Komischen Oper in Berlin.

Dagmar Manzel, hier als Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn, spielt neben dem „Tatort“ Theater, unter anderem an der Komischen Oper in Berlin.

Foto: Felix Cramer / BR;Hager Moss Film GmbH

Dagmar Manzel würde gerne mehr engagierte Ideen im TV sehen. Wir haben mit ihr über das TV-Geschäft und das Format „Tatort“ gesprochen.

Berlin.  Zwei tote Libyer, ein Altnazi: Radikalisierung ist das Thema des neuen „Tatorts“ aus Franken. Kommissarin Paula Ringelhahn zeigt in dem Fall „Ich töte niemand“ verletzliche oder gar dunkle Seiten. Seit 2015 spielt Dagmar Manzel die sonst so ruppige Ermittlerin mit dem scheinbar idyllischen Einsatzgebiet. Dass der „Tatort“ immer wieder gesellschaftspolitische Themen aufgreift, hält die 49-jährige Berlinerin für Pflicht.

Es gibt „Tatort“-Ermittler, bei denen die Privatgeschichten fast wichtiger sind als die eigentlichen Fälle. Bei Ihren Franken-„Tatorten“ ist das mit Vorsatz ganz zurückgenommen.

Dagmar Manzel: Es soll nicht um die Figur gehen, sondern um die Fälle. Für mich ist das immer auch ein politischer „Tatort“, der sich zu den Problemen unserer Zeit, unserer Gesellschaft bekennt. Das ist mir wichtig. Das ist dann mehr als nur eine Kriminalgeschichte. Nur so wird das dann auch für mich als Schauspielerin interessant. Sonst würde mich das langweilen.

Diesmal ist aber alles ganz anders. Es ist ein sehr berührender Fall, bei der Paula Ringelhahn an ihre Grenzen stößt.

Manzel: Ja, es ist eine sehr persönliche Geschichte. Weil ein Kollege und Freund stirbt, das geht über ihre Kräfte. Was sie sonst so gut kann, eine gewisse Distanz zum Beruf, um sich zu schützen, das gelingt ihr hier nicht. Sie ist diesmal sehr schutzlos.

Wenn man solche Krimis dreht, hinterlässt das eigentlich Spuren? Weil es auch um politisch brisante Themen geht?

Manzel: Das ist manchmal schon hart. Da sind andere Filme eine regelrechte Erholung. Wir haben bei unserem „Tatort“ öfter Kontakt mit dem Nürnberger Polizeipräsidium, an manchen Drehorten sind auch echte Polizisten oder SEK-Leute dabei, die beraten oder sogar mitspielen. Was die dann so erzählen, das ist manchmal sehr bedrückend. Unsere Ermittlerfiguren sind da, um die Fälle zu lösen, damit der Zuschauer beruhigt ins Bett gehen kann. Aber das brisante Thema, das Unbehagen, das bleibt bei uns.

Wie in diesem Fall, wo es um Inte­gration geht und wie gewisse Kreise die zu verhindern suchen.

Manzel: Der Film macht sehr deutlich, dass sowohl Fundamentalisten als auch Rechtspopulisten Werte wie Ehre, Achtung, Respekt, die erst mal positiv besetzt sind, dazu benutzen, um zu Gewalt aufzurufen. Da sind ganz viele Parallelen auf beiden Seiten, auch wenn die sich mit Hass gegenüberstehen.

Der „Tatort“ setzt sich ganz stark damit auseinander. Aber es gibt auch viele Kritiker, die sagen, man könne im deutschen Fernsehen gesellschaftspolitische Themen nur noch im Krimiformat erzählen.

Manzel: Ja, das finde ich auch sehr traurig. Man kann sich einen ganzen Abend durchs Programm zappen, alles wird nur noch in Krimis erzählt. Fernsehen ausschließlich mit Krimis, Talkshows und Politsendungen zu verbinden, ist sicher zu wenig. Man müsste viel mutiger sein, auch um die jungen Zuschauer zu halten, die sich bei Netflix & Co. Produktionen anschauen, die nicht auf Quote zielen.

• Sonntag, 15. April, 20.15 Uhr, ARD