Hamburg. Ein alter Stoff, behutsam modernisiert: TV-Premiere für die gelungene Neuverfilmung des Kästner-Klassikers „Das doppelte Lottchen“.

Die sieht ja aus wie ich! In einem Ferieninternat am Wolfgangsee treffen zwei kleine Mädchen aufeinander, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Dabei wohnt Lotte mit ihrer Mutter in Frankfurt, Luise ist mit ihrem Musiker-Papa durch Afrika gereist. Schnell sind sie einem Familiengeheimnis auf der Spur: Sie müssen Schwestern sein, Zwillinge, geboren am selben Tag in derselben Stadt. Aber warum haben ihre beiden Eltern das verheimlicht?

Lotte und Luise beschließen, die Rollen zu tauschen. Die eher brave Lotte fährt nach den Ferien zu Papa, die wilde Luise zu Mama. Gut, dass es Handys gibt: Um sich im jeweils unbekannten Umfeld zurechtzufinden, muss eifrig gechattet werden ...

Erich Kästners Roman erschien 1949

In der Vorlage, Erich Kästners Roman „Das doppelte Lottchen“, 1949 erschienen, müssen sich die Zwillinge noch per Brief (postlagernd!) gegenseitig Tipps geben. Schon mehrfach wurde der Kinderbuchklassiker verfilmt. Einerseits ist er eine Verwechslungskomödie, andererseits ein ernsthafter Stoff. Das Thema Trennung war damals noch ein großes Tabu. Jetzt hat sich die ARD an eine Neuverfilmung gewagt. In den Hauptrollen sind die Münchner Zwillinge Delphine und Mia Lohmann zu sehen, Florian Stetter spielt den globetrottenden Musiker-Vater, Alwara Höfels die Journalistin-Mutter.

Wie aber findet man geeignete Zwillinge? Bei zwei Casting-Runden sei zum Glück schnell klar gewesen, dass Delphine (Lotte) und Mia (Luise) „mit Abstand am besten passten, auch vom Temperament her“, sagt Redakteurin Sylvia Storz. Allerdings standen die beiden zum ersten Mal vor der Kamera. Und für Elfjährige gelten strenge Auflagen: Sie dürfen täglich nur drei Stunden drehen.

Regisseur als Dompteur der Zwillinge

„Das wird auch sehr streng gehandhabt“, sagt Regisseur Lancelot von Naso dieser Redaktion, der nicht zum ersten Mal mit Kindern, aber erstmals mit Kindern als Hauptdarsteller drehte. „Es war schon eine große Herausforderung, zumal wir insgesamt nur 25 Drehtage hatten“, schildert er. Mia und Delphine seien „superlustige, verrückte kleine Mädels, aber auch wie ein Sack Wasserflöhe: Mal ist die eine da und die andere weg, wenn sie wieder da ist, läuft die andere weg.“ Viele Szenen musste von Naso, selber Zwilling, Scheidungskind und Vater zweier Töchter, wiederholen. Er habe „wirklich alle Tricks versucht“, um die quirligen Zwillinge bei Text und Thema zu halten. Es kam schon mal vor, dass er vor Anspannung ins Drehbuch gebissen habe.

Im Gespräch aber geben sich Mia und Delphine entspannt. „Sehr cool“ sei gewesen, dass sie für den Film surfen lernten, sagen sie. „Am meisten Spaß hat gemacht, wie wir unseren Regisseur veräppelt haben. In der letzten Szene, wo die alle zusammen am Tisch sitzen, da haben wir heimlich die Rollen getauscht“, sagt Mia. „Und das haben die gar nicht gemerkt!“

Fazit: Der zeitlose Stoff funktioniert bestens in der Ära von Patchwork-Familien und Smartphones. Erich Kästners Empathie und tiefe Menschlichkeit werden auch hier transportiert.

Ostersonntag, 16. April, ARD, um 14.05 Uhr