Interview

Warum der „Echo“ für Barbara Schöneberger so schwierig ist

| Lesedauer: 10 Minuten
Jennifer Kalischewski
Bereits zum vierten Mal ist Barbara Schöneberger Gastgeberin der Verleihung des „Echos“. In diesem Jahr wird der deutsche Musikpreis zum 25. Mal vergeben.

Bereits zum vierten Mal ist Barbara Schöneberger Gastgeberin der Verleihung des „Echos“. In diesem Jahr wird der deutsche Musikpreis zum 25. Mal vergeben.

Foto: ARD/NDR/Morris Mac Matzen

Barbara Schöneberger führt am 7. April durch das „Echo“-Jubiläum. Im Gespräch beschreibt sie die Herausforderungen der Preismoderation.

Berlin.  Model, Moderatorin, Schauspielerin, Sängerin, Comedian, stellvertretende Chefredakteurin eines Frauenmagazins und Bundesverdienstkreuzträgerin – Barbara Schöneberger ist ein Tausendsassa. Die sympathische Ulknudel scheint absolut unverzichtbar für das deutsche Unterhaltungsfernsehen zu sein. Wer sonst sollte also die Jubiläumsausgabe des „Echos“ moderieren? Bevor der deutsche Musikpreis am 7. April zum 25. Mal verliehen wird, spricht die Gastgeberin der Gala über die Tücken von Preismoderationen, ihren eigenen Musikgeschmack, die Vorzüge des Promi-Lebens und ihre Pläne für die Zukunft.

Frage: Frau Schöneberger, finden Sie sich selbst lustig?

Barbara Schöneberger: Über bestimmte Sachen, die ich sage, muss ich manchmal schon selber lachen. Viele Sachen, die ich noch lustiger fände, sag ich dann aber nicht in dem Moment, in dem sie mir einfallen, weil ich die Folgen abschätzen kann. Ich weiß dann: Oh, wenn ich das jetzt sage, wird es vermutlich falsch aufgefasst oder es könnte zu einer Schlagzeile führen, die man am nächsten Tag nicht haben will. Ich kann inzwischen beurteilen, was das Publikum verträgt und was nicht. Das kann man lernen, das ist reines Handwerk.

Frage: Sie haben mal gesagt, Preismoderationen seien eine Herausforderung – und der Echo sei die schwierigste ...

Schöneberger: Also, aus einer rein moderativen Sicht ist so ein Abend, an dem du ganz alleine dastehst und aus dir heraus irgendwelche Sachen anmoderierst, grundsätzlich eine Herausforderung. Letztendlich ist es immer einfacher, ein Gegenüber zu haben, mit dem man ein bisschen plaudern kann, vom Hölzchen aufs Stöckschen kommt und wo aus der gewissen Spontaneität Witzigkeit entsteht. Bei so einer Verleihung ist es ja so: Einerseits freut man sich, andererseits ist man auch froh, wenn sie wieder vorbei ist, weil man da drei Stunden rumsteht und es immer auch ein Stück weit mühsam ist. Beim Echo muss man schon ziemlich genau wissen, wo die Möglichkeiten sind, einen Punkt zu machen. Es ist ja tatsächlich mein Ziel, aus so einem Abend einen unterhaltsamen Abend zu machen. Das ist halt mein Job.

Frage: 25 Jahre Echo – Was macht das Jubiläum mit ihnen?

Schöneberger: Sie werden’s gar nicht glauben, aber das macht gar nicht so viel mit mir. Vielleicht macht es mich ein bisschen stolz, dass ich das Jubiläum moderieren kann. Ich war nicht so häufig Gast beim Echo, aber als ich mal eingeladen war, hat Kim Fischer moderiert. Damals dachte ich, Kim Fischer ist der Gott. Boah, das ist die große weite Welt des Unterhaltungsfernsehens. Und dann ist man selbst Teil dieser Welt. Irgendwie beruhigend, dass man das plötzlich nicht mehr als solche empfindet.

Frage: Zu ihrem Musikgeschmack: Was haben Sie gerade auf ihrem MP3-Player?

Schöneberger: Ich habe gar keinen MP3-Player. Ich höre Musik nur im Auto. Zu Hause liebe ich es sehr, wenn es ruhig ist, weil ich ansonsten immer Remmidemmi um mich habe. Im Auto höre ich eigentlich alles, aber ich bin einer großer Fan von deutscher Musik, von Andreas Bourani, von Tim Bendzko, von Jan Delay. Vielleicht, weil ich diese ganzen Leute kenne. Wir haben so viel tolle Musik inzwischen. Ich hab zum Beispiel auch Prag, die Band von Nora Tschirner, gehört. Und Joris. Ich bin totaler Fan davon.

Frage: Haben Sie auch einen persönlichen Favoriten bei der Echo-Verleihung?

Schöneberger: Ich weiß gar nicht, wer nominiert ist. Aber ich schätze mal, Joris wird da wahrscheinlich schon auf der Bühne stehen. Ihn habe ich noch nicht persönlich kennengelernt. Ansonsten sieht man sich ja ständig bei diesen ganzen Verleihungen.

Frage: Abseits von Joris – gibt es irgendwelche Prominente, die sie gerne mal treffen würden?

Schöneberger: Was diese großen Prominenten angeht, diese amerikanischen Superstars, da ist mein Interesse, die kennenzulernen, relativ gebremst. Es ist natürlich toll, Madonna zu sehen, aber was soll ich der denn erzählen? Allerdings hab’ ich letztens Supertramp kennengelernt. Das fand ich wirklich super geil. Mit Roger Hogdson habe ich tatsächlich ein Foto gemacht, weil er so entspannt war. Er ist einfach ein Star meiner Jugend.

Frage: Sie moderieren, machen Werbung, singen, haben ihre eigene Zeitschrift – Was kommt als nächstes?

Schöneberger: Das weiß ich auch nicht. Ich nehm alles, wie’s kommt. Meine Oma hat mit über 70 noch gesagt, sie fühlt sich wie ein Mädchen, das gerade geheiratet hat. Und ich muss ehrlich sagen, ich fühl mich auch immer noch wie Babsi aus Gröbenzell, die gerade Abi hat. Deshalb laufe ich manchmal selbst wie Alice im Wunderland durch mein eigenes Leben, guck’ nach rechts und links und denke: Hach, lustig, toll, was es hier alles gibt. Ich steh mit Günther Jauch und Thomas Gottschalk auf einer Bühne – und die wissen sogar, wie ich heiße!

Frage: Echo, ESC, vegetarischer Fleischsalat, RTL-Showbühne, Zeitschriftencover: Barbara Schöneberger ist überall. Haben Sie manchmal Angst vor einem Sättigungseffekt?

Schöneberger: Ich baue ja vor und versuche, unterschiedliche Wege einzuschlagen, damit ich nicht arbeitslos bin, wenn ich mal im Fernsehen nichts mehr zu tun habe. Die „Barbara“ (Frauenzeitschrift, Anm. d. Red.) ist für mich natürlich die Zukunft und ein Standbein, das sich ausbauen lässt. Aber das ist natürlich ganz stark abhängig vom Interesse unserer Leserinnen. Und ich habe so viele Ideen, ich würde gerne was mit Inneneinrichtung machen. Oder einen Shop aufmachen, oder ein Restaurant oder ein Hotel. Das würde mir gefallen. Ich arbeite einfach gerne und bin beschäftigt. Dabei geht es nicht darum, die ganze Zeit im Vordergrund zu stehen. Aber ich habe gerne Publikumsverkehr und glaube, dass es schon schwerfällt, wenn das mal wegbricht. Und das wird mit Sicherheit irgendwann passieren. Allerdings macht meine berufliche Karriere etwa 20 Prozent aus, der Rest ist einfach mein Privatleben. Ich habe eine super Familie, Freunde, Sachen, die mich interessieren. Ich glaube, das macht es einfacher, als wenn man alleinstehend ist, keine Kinder hat und immer nur auf irgendwelchen Promipartys war.

Frage: Stefan Raab hat den Zeitpunkt seines Rückzugs schon Jahre vorher angekündigt. Haben Sie Pläne?

Schöneberger: Nö, meine Pläne reichen maximal zwei Wochen in die Zukunft. Wenn ich in den Skiurlaub fahre, muss ich mich schon sehr konzentrieren, um zu wissen, wann mein erster Arbeitstag danach ist. Alles weitere habe ich in die Hände meines Managers Alexander Elbertzhagen gelegt. Der kommt ab und zu mit ernstem Gesicht und sagt mir, lass mal überlegen, wie’s weitergeht. Ich werde sicher nicht den Fehler machen, vier oder fünf Jahre im Voraus zu sagen, dann und dann höre ich auf. Ich weiß ja gar nicht, wo ich zu diesem Zeitpunkt bin. Vielleicht habe ich ja bis dahin gerade die Moderation der Tagesthemen übernommen. Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich Freitagabend ins Kino gehen will.

Frage: Keine Pläne, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, aber ihr Privatleben halten Sie ja schon sehr aus der Öffentlichkeit raus. Ist das schwierig?

Schöneberger: Nö, nicht mehr. In Interviews ist das natürlich immer ein ziemlicher Eiertanz. Dann erzähle ich eben nicht, was meine Kinder machen, sondern sage, ich als Mutter finde das so und so. Ich würde manchmal natürlich auch gerne überall Fotos herzeigen und sagen, schau mal hier, das ist mein Mann, meine Kinder, so leben wir. Aber andererseits weiß ich, dass man dann die Kontrolle verliert. Da halt ich an entscheidenden Punkten lieber die Klappe. Ich erzähl ja trotzdem wahnsinnig viel. Es geht darum, professionell zu bedienen, zu erzählen, aber genau zu wissen, hier ist die Grenze. Das lernt man irgendwann.

Frage: Wünschen Sie sich manchmal, unbekannt zu sein?

Schöneberger: Dafür ist die Belästigung der Außenwelt zu klein, um sich das wirklich zu wünschen. Wenn ich die Vor- und Nachteile des Prominentseins gegeneinander aufwiege, habe ich eigentlich zu 99 Prozent nur Vorteile. Wenn andere erzählen, sie brauchen drei Wochen, bis sie einen Zahnarzttermin bekommen, bin ich ja schon gar nicht mehr im richtigen Leben zu Hause. Wenn ich irgendwo anrufe und sage, hallo, mein Name ist Bar-ba-ra Schö-ne-ber-ger, das sage ich dann ganz langsam und deutlich, da hab ich am gleichen Nachmittag einen Termin. Und beim Arzt werde ich aus dem Wartezimmer weggezerrt und direkt ins Sprechzimmer gebracht. Insofern: Meine Vorteile überwiegen total, und das weiß ich zu schätzen. Auch wenn Leute gucken, sind die ja auch immer total nett zu mir. Die sagen dann, ich find Sie ganz lustig. Maximal sagt mal einer: Das blaue Kleid fand ich aber nicht schön. Und ich bin ja auch immer wahnsinnig freundlich zu den Leuten. Was man nicht vergessen darf: Die machen’s aus, die kaufen die Zeitschriften, gucken die Sendungen. Da muss man sich eben manchmal ein bisschen zusammenreißen. Und das mache ich auch gerne.