Fernsehkrimi

Wiener „Tatort“: Das falsche Glück in Castingshows

| Lesedauer: 2 Minuten
Felix Müller
Benny Raggl (Michael Steinocher), Bibi Fellner (Adele Neuhauser), Angelika Hausberger (Aglaia Szyszkowitz), Moritz Eisner (Harald Krassnitzer)

Benny Raggl (Michael Steinocher), Bibi Fellner (Adele Neuhauser), Angelika Hausberger (Aglaia Szyszkowitz), Moritz Eisner (Harald Krassnitzer)

Foto: Petro Domenigg / ARD Degeto/ORF/Petro Domenigg

Der Wiener „Tatort“ warf einen satirischen Blick hinter die Kulissen der Gesangswettbewerbe im Fernsehen. Wie realistisch war das?

Berlin.  Neben den üblichen Balzereien zwischen den Kommissaren Eisner und Fellner kreiste der Wiener „Tatort“ um ein Milieu, das sich im Sinkflug befindet. Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder sein österreichisches Äquivalent „Helden von morgen“ haben schon länger mit Quotenproblemen zu kämpfen – und ihr Versprechen, neue Stars zu entdecken und Karrieren zu ermöglichen, hat sich oft genug als haltlos erwiesen.

Namentlich in Erinnerung ist vielleicht Alexander Klaws geblieben, der 2003 die erste Staffel gewann. Doch schon an seinem Beispiel zeigt sich, dass das Musikgeschäft vor Dieter Bohlens Thron den Knicks verweigert. Klaws verdient heute sein Geld mit Auftritten in Musicals, darunter etwa „Joseph an the Amazing Technicolor Dreamcoat“ an der Freilichtbühne Tecklenburg. Wie sein damaliger Mitstreiter Daniel Küblböck war er danach noch im RTL-Tanzwettbewerb „Let’s Dance“ zu sehen.

Der Ruhm der Casting-Sternchen verpufft schnell

Ein gutes Beispiel dafür, wie schnell der vom Fernsehen generierte Ruhm verpuffen kann, ist auch die gebürtige Polin Aneta Sablik, die 2014 die elfte Staffel als Siegerin verließ. Ihr Siegertitel „The One“ schaffte es zwar an die Spitze der deutschen, österreichischen und schweizerischen Charts, aber danach wurde es schnell still um sie. „Von August bis September 2014“, vermerkt die Online-Enzyklopädie Wikipedia, „wurden zunächst acht, dann 18 der insgesamt 20 angesetzten Konzerte ihrer Tournee in Deutschland abgesagt.“ Die Gründe blieben unklar, aber Aneta Sablik verschwand in der Versenkung. Zuletzt konnte man von ihr auf YouTube ein Musikvideo namens „Popcorn Party“ abrufen.

Ähnliche Muster kann man anhand von Severino Seeger erkennen, der im vergangenen Jahr die 12. Staffel gewann – selbst aber am raschen Untergang seines Sterns erheblichen Anteil trug. Sein Siegersong „Hero of my Heart“ erreichte nur Platz 10 der Singlecharts – schlechter als alle bisherigen und damit auch ein Sinnbild für den Niedergang des Formats. Als Seeger dann auch noch vom Landgericht Frankfurt am Main der Prozess gemacht wurde, weil er zuvor als Teil einer Bande mehrere Seniorinnen um insgesamt 100.000 Euro betrogen haben soll, war es um seine Karriere komplett geschehen. Geschichten wie diese hätten es sicher auch verdient, einmal im „Tatort“ gewürdigt zu werden.