Berlin. „Schlag den Raab“ mit Karussells und Autos auf Schallplatten: Zum letzten Mal feierte Stefan Raab den Kindergeburtstag für Erwachsene.
Das war er nun also: Stefan Raabs vorerst letzter Auftritt im Fernsehen. Bei „TV total“ hatte es am vergangenen Mittwoch noch einen Moment der Rührung gegeben, als Raabs Augen kurz feucht wurden und ihm die Stimme stockte. Diesmal ging es unsentimentaler zu: Der Entertainer sang zwar erst den Schmachtsong „One Moment in Time“, latschte dann plötzlich aus dem Bild mit der Bemerkung, er habe den Text vergessen. Minutenlang wurde ein Testbild eingeblendet, dann kehrte Raab mit Elektrogitarre und Band zurück, um mit „Run Run Rudolph“ den Saal durchzurocken. Dann winkte er noch ein bisschen durch den Konfettiregen: „Machen Sie’s gut.“
Ob diese Show mit einem anderen Moderator weitergeführt wird, ist offen. Aber man kann schon sagen, dass sie mit einem anderen schwer vorstellbar ist. Denn wer könnte den ehrgeizigen Typ von nebenan so glaubwürdig verkörpern wie Raab? Wer wäre bereit, selbst mit dem Risiko körperlicher Verletzungen alles für den Sieg zu tun? Wer hätte dann die Größe, im Moment der Niederlage dem Gewinner ganz ohne Groll sofort zu gratulieren? Und wer würde überhaupt so eine Mammutshow auf sich nehmen, die schon einmal sechs Stunden dauern kann? Jörg Pilawa? Oliver Geissen? Vielleicht Lothar Matthäus?
Stefan Raab hat immer wieder bewiesen, dass er zum Äußersten bereit ist
Raab hat so viele Male in dieser Sendung unter Beweis gestellt, dass er zum Äußersten bereit ist, dass man es gar nicht mehr zählen kann. Er hat sich tiefe Schnittwunden zugezogen, er hat sich den Kiefer angebrochen und beim Speerwurf einen Bänderriss zugezogen.
Schwerwiegendere Verletzungen blieben diesmal aus, aber es wurde vielleicht ein letztes Mal klar, dass Raab mit dieser Sendung ein sehr unterhaltsames Format erfunden hat. Man sah zwar manchmal etwas verwundert auf die Uhr aufgrund der schieren Dauer. Aber jedes einzelne Duell entschädigte dafür.
Diesmal wich das Konzept etwas von den vergangenen Sendungen ab. Denn anstelle eines einzelnen Kandidaten waren es 15 Frauen und Männer, die in 15 Herausforderungen gegen ihn antreten mussten. Sie konnten dabei jeweils 100.000 Euro mitnehmen, am Ende spielten sie dann gegeneinander gegen den im Jackpot verbliebenen Rest der insgesamt 1.5 Millionen. Und doch blieb es bei der Grundidee, die man von Kindergeburtstagen kennt: kleine Spiele eben. Nur dass es nicht um Topfschlagen ging, sondern um ähnliche Wettbewerbe.
„Schlag den Raab“: die Lust am puren Blödsinn
Und so sahen wir Raab und seinen Gegnern bei folgenden Verrichtungen (unvollzählig): Sie sprangen mit einer Art langstieligem Schmetterlingsnetz kleinen Engeln aus Papier hinterher, die von der Decke segelten. Sie fuhren auf einer Riesenschallplatte mit einem Auto im Kreis und versuchten die Musik zu erkennen, die sie dabei erzeugten. Sie schossen mit Harpunen auf Zielscheiben. Sie versuchten sich zu erinnern, wann sich Kristen Stewart und Robert Pattinson getrennt haben. Sie warfen von einem rotierenden Karussell aus Bälle in Körbe. Sie versuchten sich auf glitschiger Eisoberfläche zu fangen. Sie fuhren wild im Geländewagen herum. Sie mussten sich lange Sätze merken. Sie schossen mit Fußbällen auf Dosenpyramiden. Und so weiter. Raab tat jedenfalls alles, um seinen Herausforderern die Tour zu vermasseln – gerade mal 6 von 15 schafften es in das Finale, einer von ihnen nahm die Million mit nach Hause.
Ein Riesenaufwand war das und in seiner infantilen Lust an purem Blödsinn eine Freude. Wir werden sie vermissen.