Film

Das Geheimnis um den frühen Tod von Roger Cicero

| Lesedauer: 2 Minuten
Eberhard von Elterlein
Die Bühne war sein Leben: Roger Cicero.

Die Bühne war sein Leben: Roger Cicero.

Foto: Weltkino

Der Swing-Star steht im Zentrum des Dokumentarfilms „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“. Dabei geht es auch um seinen berühmten Vater.

Auf den Tag genau vor sechs Jahren starb eine große Stimme. Viel zu früh, viel zu jung, viel zu tragisch. Ja, Roger Ciceros Karriere war nach steilem Aufstieg als neuer deutscher Swing-Star und (erfolgloser) ESC-Vertreter mit Hut, Schlips und Charme 2016 am Wendepunkt angekommen.

Er wollte weg von Big Band, Konzepten, Bekleidungsvorschriften, zurück zum Jazz, wo er herkam, als er im Hamburger „Angies Night Club“ spielte. Er wollte jene Freiheit genießen, die sein berühmter Vater, Pianist Eugen Cicero, nie hatte, und starb doch an derselben Krankheit wie er: Hirninfarkt,

Sumpf aus Alkohol und Drogen

Dass man Roger Ciceros große kurze Karriere untrennbar verknüpfen muss mit der seines Vaters, ist der größte Verdienst von Kai Wessels bewegendem Dokumentarfilm mit dem vielsagenden Titel „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“.

Kunstvoll schneidet der „Hilde“-Regisseur die beiden Biographien ineinander: fängt mit Roger im Backstage-Bereich an und wechselt immer die Perspektive, wenn es auf die Bühne geht, dem Ort, an dem beide lebten und litten. Eugen nach seinem Aufstieg in der Schweiz und Berlin als herausragender Crossover-Solist in der Tretmühle der SFB-Big Band von Paul Kuhn hinunter in den Sumpf aus Alkohol und Drogen in München.

Till Brönner und Johannes Oerding kommen zu Wort

Roger mit einer unglaublichen Arbeitswut im Studio, seiner strahlenden Präsenz auf der Bühne, seiner steten Suche nach Verbesserung, sein Leiden nach dem Tod des Vaters, ja auch hier Alkohol und Drogen und die süßen Abgründe des Ruhms mit Burnout und erfrischter Wiederkehr. Bis Ciceros plötzlicher Tod auch all die vielen beredten Köpfe in der stärksten Szene des Films zum Schweigen bringt.

Dabei hatten sie vorher doch so viel zu erzählen: Till Brönner und Johannes Oerding, Management und Komponisten, Big-Band-Mitglieder und Freunde über Ciceros Teamgeist und das Macho-Männerbild im Swing, das so gar nicht zu ihm passte.

(Ergraute) Weggefährten, Manager, Freunde erinnern sich in gleicher Manier an Eugen – vom Luxusleben mit der feinen Gesellschaft in der Berliner Villa bis zum Rückzug ins Private. Viele Talking-Heads, diesmal nicht vor Bücherregalen, sondern ausnahmslos in Tonstudios und Konzertsälen. Ein berührender Brancheneinblick – allerdings beschränkt auf Musik-Insider.


Dokumentarfilm D 2021 117 min., von Kai Wessel und Tina Freitag