Konzert

Arctic Monkeys in Berlin: Zwischen Rotz und Glamour

| Lesedauer: 2 Minuten
Norman Börner
Die Arctic Monkeys spielten in der Mercedes-Benz-Arena (Archivbild)

Die Arctic Monkeys spielten in der Mercedes-Benz-Arena (Archivbild)

Foto: pa

In der Mercedes-Benz-Arena lässt es die Band aus Sheffield richtig krachen - ein Abend zwischen Indie-Rock und Lounge-Klängen.

Als der heute stets abgezockt wirkende Frontmann der Arctic-Monkeys Alex Turner die Bühne der Mercedes-Benz-Arena in Berlin betritt, will man fast etwas rührselig aufseufzen. Hach, was sind die groß geworden. Wer hätte gedacht, dass aus der Sheffielder Band, die ihre ersten Songs über Filesharing Portale Internet verbreitete, mal ein Welt-Act wird. Die neueren Monkeys-Stücke erinnern dabei aber eher an Lounge Musik zum Weintrinken als an die tanzbaren Indie-Kracher des Debütalbums in den Nullerjahren.

Aber keine Zeit für Sentimentalitäten. Denn an diesem Abend macht das alles Sinn. Es ist beeindruckend, wie die Band locker zwischen den musikalischen Welten, in denen sie sich bewegt, hin und her wechselt. Das liegt auch daran, dass selbst wenn die Jungs in den Schmuse-Modus wechseln, Bass und Drums immer weiter marschieren. Gleich die ersten beiden Songs machen klar, dass der Abend nicht darauf hinaus laufen wird, bei den schnellen Nummern zu tanzen und sich dann wieder in den Sitz fallen zu lassen.

„Sculptures of Anything Goes“ vom letzten Album „The Car“ ist einer dieser Lounge-Lieder, dessen Bass allerdings so treibend ist, dass er als perfekte Einstimmung für den Abend funktioniert. Mit „Brianstorm“ vom zweiten Album katapultiert die Band die Fans zurück ins Jahr 2007. Rotziger Indie-Punk der aller besten Sorte. Gerade aufgrund dieser Mischung ist der Auftritt der Arctic Monkeys in Berlin ungemein stimmig und steht auch für die Kunst dieser Band, sich musikalisch immer noch mal neu zu erfinden.
Denn zwischen Proberaumsound und Dinnerbegleitung gab es ja noch die riffmächtigen Stonerrock-Phase der mittleren Monkeys-Jahre. „Do I Wanna Know“ mit seiner unglaublich guten Hookline oder auch „“R U Mine?“ sind es auch, die an diesem Abend besonders viel Bock machen. Aber auch das rotzige „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ beherrschen die Monkeys noch. Die Fans sind aus dem Häuschen.

Der Sound ist in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena richtig stark an diesem Abend und auch die Stimmung im Publikum ist trotz weniger Ansagen von Frontmann Turner elektrisierend. Das Bühnenbild und die Lichtshow erinnern fast schon an einen James Bond Film und letztlich kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Arctic Monkeys den Titeltrack des Geheimagenten aus dem Vereinigten Königreich liefern dürfen. Für die Fans ist dieses Konzert in Berlin in jedem Fall ein stark kuratierter und mit unglaublich viel Druck vorgetragener Abriss der Bandgeschichte. Alles andere als arktisch dieser Abend.