Filmfestival

Berliner Nachwuchsfilmerin gewinnt Preis in Cannes

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Thomas Abeltshauser

Foto: Reto Klar

Der deutsche Film war diesmal wieder kaum vertreten in Cannes. Dafür hat in der Sektion Kurzfilm eine Berlinerin gewonnen: die Studentin Daria Belova von der Deutschen Film- und Fernsehakademie.

Die ganze Aufregung hat sich am Ende also doch gelohnt. Die Berliner Filmstudentin Daria Belova war mit ihrem Kurzfilm „Komm und spiel“ zum Filmfest in Cannes eingeladen und ist dort Donnerstagabend mit dem Discovery Award für den besten Kurzfilm der Sektion Semaine de la Critique ausgezeichnet worden. Ihr in Schwarzweiß gedrehter 30-Minüter erzählt von einem Jungen, der in Berlin mit einem Stock Krieg spielt, bis plötzlich Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg mit dem heutigen Berlin vermischen und aus dem Spiel Ernst wird.

Für die in Sankt Petersburg aufgewachsene Nachwuchsfilmerin strahlt Berlin ein bestimmtes Gefühl aus, bei dem die Vergangenheit immer zu spüren ist, ob in Einschusslöchern in Hausfassaden oder Straßennamen. „Das wollte ich im Film zeigen, wie Geschichte und Gegenwart parallel existieren.“, erklärte sie beim Gespräch mit dieser Zeitung in der Woche vor dem Festival. Zu dem Zeitpunkt stand sie auf der Dachterrasse der dffb (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin), ihrer Filmhochschule, und wusste noch gar nicht so genau, was sie in Cannes erwartet.

Strammes Programm zwischen Meetings und Interviews

Seit einer Woche ist sie bereits auf dem Filmfest und absolviert ein strammes Programm zwischen Vorführungen, Meetings und Interviews. Schon vor der überraschenden Preisvergabe konnte sie sich über positive Reaktionen freuen: „Gleich als ich letzte Woche ankam, sagten mir die Programmacher des Festivals, wie sehr sie den Film mochten und dass sie ihn als einen der ersten eingeladen haben. Das war schon toll.“ Die Macher nennen die 30-jährige eine „Filmemacherin, deren Können und Reife wirklich überraschen“.

Das sah die von der französischen Regisseurin Mai Hansen-Love angeführte Jury offensichtlich ähnlich. Sie zeichnete damit einen ungewöhnlichen Kurzfilm aus, der vor allem durch seine surrealen Bilder und Töne beeindruckt. „Komm und spiel“ setzte sich gegen neun andere internationale Kurzfilme aus Frankreich, Brasilien, Schweden, Asien und USA durch. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 8000 Euro verbunden, mit denen die Drehbuchentwicklung des ersten Langfilms unterstützt wird.

Im Sommer will sie wieder drehen

„Ich freue mich außerordentlich, dass wir den Preis bekommen haben“, sagt Daria Belova am Tag nach der Preisverleihung. „Das alles wäre ohne die tolle Unterstützung meines gesamten Filmteams, meiner Familie und meinen Freunden und natürlich auch der dffb nicht möglich gewesen. Ihnen gilt mein größter Dank!“ Bereits diesen Sommer will sie ihren nächsten Film drehen, diesmal über die Gegenwart, das sich ständig verändernde Berlin.

Die gebürtige Russin, die seit fünf Jahren in der deutschen Hauptstadt lebt, war nur eine von zwei deutschen Regisseuren, die in diesem Jahr nach Cannes eingeladen waren. In der Sektion Un Certain Regard lief Katrin Gebbes Drama „Tore tanzt“, das allerdings weit weniger gut aufgenommen wurde. Bei der Pressevorführung am Donnerstag war der Film der Hamburgerin von Teilen des Publikums lautstark ausgebuht worden.