Berlin. Leben mit Erderwärmung und Klimawandel: Das Museum für Kommunikation zeigt die sehenswerte Ausstellung „Klima X“.

Erfüllt von Glück eine Ausstellung zur Klimakrise zu verlassen, ist dann doch sehr überraschend. Das Museum für Kommunikation hat das mit „Klima X – Warum tun wir nicht, was wir wissen“ geschafft. Obwohl doch eher ein schlechtes Gewissen erwartbar gewesen wäre, weil man kürzlich diese Fernreise dann doch gemacht hat. Oder Stress beim Anblick all der Autos in der Leipziger Straße, die hupen, überholen und durchstarten, obwohl hier nur Tempo 30 erlaubt ist. Oder Angst vor der Zukunft.

Das Museum versucht gar nicht erst, Klimaleugner anzusprechen. Für die Ausstellungsmacherinnen Katja Weber, Sebastian Mall und Timo Gertler ist der Klimawandel eine wissenschaftlich belegte Tatsache. In den kommenden Jahren wird es in Berlin und Brandenburg 22 Tage mehr mit Temperaturen über 30 Grad geben. Das ist nicht erst seit gestern bekannt. Der Treibhauseffekt wurde vor 200 Jahren entdeckt, der Bericht des Club of Rome über „Die Grenzen des Wachstums“ ist über 50 Jahre alt. Wenn wir es wussten, warum haben wir dennoch viel zu wenig getan?

Vom geschockten Schimpansen bis zum bockigen Stier

Dieser einfachen Frage spürt die Ausstellung nach und nimmt sich als Museum für Kommunikation zunächst selbst in die Pflicht. Unzureichende Kommunikation oder Kommunikation, die negative Gefühle und Angst auslöst, sind eine Antwort. Denn das Ergebnis von Katastrophenszenarien ist nicht Handeln, sondern Schockstarre und Verdrängen.

Andererseits rufen Fakten nun mal Emotionen hervor. Wie sie nutzen, um daraus Handlungspotenzial zu schöpfen? Der erste Schritt ist das Einordnen und Sortieren der eigenen Gefühle. Die Ausstellung macht das über einen „Emotionsdetektor“. Besucherinnen und Besucher können auf einem Touchscreen Gefühle auswählen, die Klimabilder bei ihnen auslösen. Das Ergebnis wird mithilfe von Tiermetaphern aufgeschlüsselt: vom Vogel Strauß über die flinke Biene bis hin zum schockstarren Schimpansen oder dem bockigen Stier. Die Tiere können auf Kärtchen mitgenommen werden – ein schöner reflektiver und haptischer Akt, der das permanente schlechte Gewissen greifbar macht und dazu auffordert, sich auf die Suche zu begeben, wovon es ausgelöst wurde.

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Auch dabei hilft die Ausstellung. Der in den Nullerjahren populäre CO2-Fußabdruck beispielsweise wurde vom Ölkonzern BP missbraucht, um Menschen ihre Ohnmacht vor Augen zu führen: Änderungen würden ohnehin nichts bewirken. Auf einem Glücksrad kann man all den Klimaausreden nachspüren, die unser Handeln häufig blockieren oder sich auf Schautafeln erklären lassen, warum die Akzeptanz der Klimaproteste abgenommen haben.

Eine der Fragen der Schau: Woran scheitern gute Vorsätze?
Eine der Fragen der Schau: Woran scheitern gute Vorsätze? © dpa | YVES SUCKSDORFF

So gestärkt und von Manipulationen der Vergangenheit befreit, kann es ja nur noch positiven Wandel geben. Beispiele aus der Vergangenheit wie der Nichtraucherschutz, das Frauenwahlrecht, aber auch die erfolgreiche Klimaklage sind die Belege. Zusätzlich bestärken Klimapionierinnen wie Eckart von Hirschhausen oder die Transformationsforscherin Maja Göbel alle Wechselwilligen in sehr persönlichen Videointerviews.

Wussten Sie, dass eine Zitrone in der Spülmaschine Klarspüler und Salz ersetzen kann? Diesen und weitere Tipps gibt es in der „Machbar“, wo man sich über kleine Veränderungen im Alltag austauschen kann, die zu einem nachhaltigeren Leben führen.

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Aber nun zurück zum Glück: Der letzte Raum der Ausstellung ist der Zukunft gewidmet, vor der sich so mancher eingangs der Ausstellung gefürchtet haben mag. Fernrohre fordern dazu auf, 30 Jahre in die Zukunft unserer Städte zu blicken und Liegestühle mit Ablagen für altmodische Telefone, gar mit ihr zu sprechen. Es meldet sich die freundliche Fahra aus dem Homeoffice. Sie erzählt von der Dürre, vor der sie nach Berlin geflohen sei. Aber hier gehe es ihr gut, sie verantworte als Agronomin für den Senat die Gewächshäuser auf der ehemaligen Stadtautobahn, gleich gebe es Mittagessen. Natürlich mit dem berühmten Berliner Autobahngemüse, das mittlerweile die ganze Stadt versorge. Das Wohnungsproblem sei auch gelöst, denn aus der Genossenschaftswohnung, in der sie mit ihrer Familie lebe, könne sie niemand mehr hinaus klagen. Was wäre also, wenn wir es doch schaffen, die Klimakrise zu bewältigen? Diese Aussicht und ein Blick auf das grüne Berlin 2045 machen sehr glücklich.