Berlin. Bereits in der ersten Langen Nacht der Museen 1997 traten Performancekünstler auf, somit war die Musik stets mit im Spiel. „Dass der Sound im Zentrum der ganzen Veranstaltung steht, als Thema, das ist neu“, erklärt Moritz van Dülmen, der als erster Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH maßgeblich an der Konzeption der Langen Nacht beteiligt ist. „Das Thema heißt ,Sound’, weil dann wirklich alle Museen einen Anknüpfungspunkt haben“, fährt Projektleiterin Annette Meier fort. „Nicht nur das Musikinstrumenten-Museum, sondern zum Beispiel auch das Cold War Museum mit Sounds des Kalten Krieges, das Museum für Naturkunde mit Vogelstimmen oder das Technikmuseum mit den Sounds der Oldtimer, die sie zur Langen Nacht fahren lassen.“
Durch ein bestimmtes Motto sei auch gewährleistet, dass dieser Museumsabend anders ist als sonst: „Das Thema Sound eignet sich sehr gut dafür“, erklärt Annette Meier, „denn dadurch wird zusätzlich der Hörsinn angesprochen“. Sonst sei ein Museumsbesuch ja „etwas Kognitives: Man sieht sich Objekte oder Bilder an, und ist eher für sich. Sound wirkt unmittelbar, Musik zieht jeden an.“ Eine weitere wichtige Funktion eines gemeinsamen Mottos sei außerdem, „dass es die 75 extrem unterschiedlichen Museen zusammenbindet“.
Was die Gestaltung der Sound- und Musikprogramme anging, haben sich Annette Meier und Moritz van Dülmen zwar vorher schon überlegt, welche Museen was machen könnten, allerdings stellt Annette Meier klar: „Die Programmgestaltung liegt in der Verantwortung der Museen, und die meisten Museen haben maßgeschneiderte Programme entwickelt, die fantastisch funktionieren, beispielsweise das Energie-Museum, wo über 40 ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz sind und die Geräte in Gang setzen. Wir haben die Museen eingeladen und ihnen spielerisch vorgestellt, was Sound alles sein könnte: Klang, Motorengeräusch, Musikinstrumente. Dann haben sich die Museen selbst sehr schöne Sachen einfallen lassen.“
Lange Nacht der Museen in Berlin 2023: Jedes Museum sucht nach Anlässen und Themen, um das Publikum zu erreichen
Des Weiteren sei ein Motto für eine Institution wie ein Museum „immer auch eine Hilfestellung“, ergänzt Moritz van Dülmen: „Denn jede Institution sucht nach Anlässen und Themen, mit denen sie ihre Veranstaltungen inhaltlich gestalten kann. Und ,Sound’ ist ein Thema, das wirklich sehr gut funktioniert, weil es breite Anknüpfungspunkte gibt: vom Geräusch bis zu echter Musik.“ Gleichzeitig sei das Thema Sound auch etwas sehr Populäres. „Ich glaube, das ist auch ein ganz wichtiger Aspekt“, betont van Dülmen, „denn insgesamt versuchen wir, mit der Langen Nacht der Museen ein sehr breites und auch ein ganz neues Publikum anzusprechen. Und auch wenn jemand bisher kein großes Interesse an Museen hatte und vielleicht auch Hemmungen, diese zu betreten, so hat er bei der Langen Nacht die Chance, im nächtlichen Treiben unterzutauchen und die Welt der Museen in dieser Art zu entdecken.“
In allen 75 Museen, die an der Langen Nacht teilnehmen, erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm. Dabei reicht das Spektrum von historischen Soundcollagen im Stasi-Museum über Songs der 1920er-Jahre im Schwulen Museum bis zu Klangporträts der Berliner Straßen im Museum der unerhörten Dinge. Ganz neu dabei sind 2023 das Cold War Museum, das Deutschlandmuseum, das Hugenottenmuseum Berlin, der Informationsort Schwerbelastungskörper sowie die Werkstatt Exilmuseum.
Wer sich thematisch durch verschiedene Museen führen lassen möchte, muss nur in einen der Shuttlebusse steigen, die die Besucher auf unterschiedlichen Routen zu ausgewählten Museen bringen. So befinden sich etwa auf der Route „Kunst und Musik“ unter anderem das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin und das Schloss Charlottenburg. Historisch interessierten Menschen wird die Route „Stasi-Geschichte” empfohlen, und auch für Technikbegeisterte wird etwas geboten, denn auf der Route „Technikgeschichte“ fahren historische Oldtimer-Busse vom Deutschen Technikmuseum bis zum Energiemuseum in Steglitz. Auch individuellen Reisen durch die nächtliche Museumslandschaft steht nichts im Weg: Im Lange-Nacht-Ticket ist ein Zehn-Euro-Gutschein für die Jelby App enthalten, damit können in Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr kurze Distanzen zwischen Museen zurückgelegt werden.
Die Museumsinsel bildet das auch musikalische Zentrum der Langen Nacht
Das Zentrum der Langen Nacht der Museen bildet die Museumsinsel, wo traditionell um 18 Uhr die Eröffnung stattfindet. Dort wird das Kultursommerfestival als Partner der Langen Nacht das Areal rund um Lustgarten und Schlossplatz in ein großes Open-Air-Festival verwandeln. Zu erleben sind dort das Stegreiforchester, das entlang das Spreeufers spielt, N. U. Unruh von der Kultband „Einstürzende Neubauten“ mit seiner Mitmach-Trommel-Performance „Beating the Drum“ sowie mehrere weitere Tanz- und Musik-Aufführungen im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie. Sitzinseln und kulinarische Angebote laden zu kleinen Pausen zwischen den Museumsbesuchen ein. Wie alle anderen Veranstaltungen des Kultursommerfestivals ist das Open-Air-Festival für alle Besucher umsonst.
Lange Nacht der Museen am 26.8. Tickets kosten 18 Euro, ermäßigt 12 Euro; Tickets für Kinder bis 12 Jahre sind kostenlos.