Ausstellung

Eine Ausstellung über die kluge Diplomatie der Bienen

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Ulrike Borowzcyk
Slowenien hat bei nur nur zwei Millionen Einwohnern rund 11.000 Imker mit etwa 200.000 Bienenvölkern.

Slowenien hat bei nur nur zwei Millionen Einwohnern rund 11.000 Imker mit etwa 200.000 Bienenvölkern.

Foto: Michele Tantussi / FUNKE Foto Services

Im Land der Bienenzüchter: Das Museum Europäischer Kulturen widmet sich der Imkerei in Slowenien.

Berlin. Die zweithäufigste Bienenrasse nach der Italienischen Biene ist die Krainer Biene. Imker schätzen ihre soliden Eigenschaften. Ruhe, Fleiß, guter Orientierungssinn, geringer Futterverbrauch im Winter. Alltagswissen in Slowenien. Denn bei nur knapp über zwei Millionen Einwohnern hat das kleine mitteleuropäische Land zwischen Alpen und Mittelmeer rund 11.000 Imker mit circa 200.000 Bienenvölkern.

Seit Dezember 2022 zählt die slowenische Imkerei-Kultur zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco. Alles Wissenswerte rund um diese Tradition erfährt man in der Ausstellung „Buzzing Slovenia. Von Bienen und Menschen“ im Museum Europäischer Kulturen. Sie ist Teil der 19. Europäischen Kulturtage bis zum 9. Juli, die Slowenien gewidmet sind. Dort gibt es sogar eine Bienendiplomatie, die Teil der Arbeitsdiplomatie des Außenministeriums ist, wie Saša Šavel Burkart beim Pressegespräch verrät. Dabei geht es um Bestäubungsprojekte, aber auch um die Stärkung von Landminenopfern, die durch Bienenzucht ein stabiles Einkommen erzielen können.

Als Leiterin des Slowenischen Kulturzentrums „Skica Berlin“ hat Saša Šavel Burkart das vierwöchige Programm der Kulturtage mit Gesprächen, Verkostungen, Workshops und Musik organisiert. Die Ausstellung ist Teil davon, hat allerdings eine Laufzeit von zehn Monaten. Kein Wunder, ist sie doch mit 50 Objekten, die meisten davon Leihgaben aus Slowenien, aufwendig gestaltet. Kuratiert von Sofia Botvinnik, die bereits bei der Ausstellung „Hands On! Flechten“ mit Liebe zum Detail gezeigt hat, wie sich immaterielle Kultur präsentieren und vermitteln lässt.

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Im Eingangsbereich summt und brummt es so laut, dass man glaubt, in einem Bienenstock zu stehen. Doch keine Angst, die fleißigen Honigsammler sind nur auf Abbildungen und Fotos zu sehen. Anhand von acht Themenwaben kann man in die Lebensweise der slowenischen Imker eintauchen und staunt darüber, wie weit die Imkerei in das Leben der Menschen hineinreicht. Rund 200 Bienenverbände sind Teil der slowenischen Gesellschaftsstruktur. Das Imkern wird von vielen Familien als Hobby betrieben, das Wissen so von einer Generation zur nächsten weitergegeben.

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An den Bienenstöcken, die hier aus unterschiedlichen Zeiten zusammengetragen wurden, werden landesweit kunstvoll bemalte Bienenstockstirnbrettchen angebracht. Gelebte Volkskunst. Davon sind ein Dutzend zu sehen. Man findet zudem Figurenbeuten aus Holz, die die Bienen beschützen sollen, sowie zahlreiche Produkte. Honig und Kerzen etwa und von Bienen inspirierte Schmuckstücke.

Es geht natürlich auch um die Frage, warum wir Bienen für unser Überleben brauchen. Größter Feind der Nützlinge sind seit 1980 weltweit parasitäre Varrao-Milben. Wie man in einem Video von einem Imker erfährt, setzt aber auch der Mensch den Insekten gewaltig zu. Nicht nur durch Pestizide und Klimawandel, sondern auch mit einfachem Rasenmähen. Das radikale Aus für Blumenwiesen, das Lieblingsbüffet der Bienen. Wie mehr Achtsamkeit im Miteinander gelingen könnte, zeigen Modelle der Fakultät für Architektur der Universität Ljubljana mit Räumen, die Bienen und Menschen gemeinsam nutzen.

Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, Dahlem, Tel. 830 14 29, bis 14.4.2024, Di.-Fr. 10-17 Uhr, Sbd. So. 11-18 Uhr. Infos: www.smb.museum/mek