Sex, Strand, Selbstbefriedigung: Drei deutsche Studenten begeben sich in „Vamos a la Playa“ auf die Suche nach erotischen Abenteuern.
Da fahren sie gemeinsam in Urlaub und kommen getrennt wieder – irgendwie. Da wollten sie einfach nur mal drei Wochen in Kuba dem deutschen Alltag entfliehen – und landen doch letztlich bei sich selbst. Die drei Studenten Benjamin (Leonard Scheicher), Judith (Maya Unger) und Katharina (Victoria Schulz) werden nach dieser Reise anders aufeinander blicken. Es gibt eine Heirat, einen sterbenden Vater, eine zerplatzte Liebe – und offenbar hohe Hindernisse zwischen dem deutschen Touristenblick und kubanischem Alltag.
All das erzählt Bettina Blümner in ihrem schönen Roadmovie „Vamos a la Playa“. Und genauso wie in ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ findet die Wahl-Berliner Regisseurin die großen Geschichten im Kleinen, scheinbar Alltäglichen.
„Vamos a la Playa“: Cultural Clash und koloniale Überheblichkeit
Wippten da die Kiez-Grazien Klara, Tanutscha und Mina stolz durch den Kreuzberger Alltag und gaben nahezu beiläufig Einblick in Generationenkonflikte und Multikulti-Alltag, Teenagerbefindlichkeit und Bildungsproblematik, so führt uns das Trio in „Vamos“ in die Abgründe von Sextourismus, Cultural Clash, bröckelnden Familien, menschlicher Ignoranz und nachgerade kolonialer Überheblichkeit.
Lesen Sie auch: Isabelle Huppert auf vermintem Gelände: „Die Gewerkschafterin“
Denn es ist ja streng genommen auch gar kein Urlaub. Eigentlich soll das Trio in Kuba nämlich Wanja (Jakub Gierszal) suchen, Katharinas verschwundenen Bruder, der als angehender Biologe in Kuba Seekühe studiert. Doch wirklich interessieren tut das nur seinen besten Freund Benjamin.
Wanjas lebenslustige Schwester Katharina ist lieber auf der Suche nach Sex und zahlt sogar selbst dafür, dass ihr ein Kubaner das Eis vom Körper schleckt. Zu dumm, dass sie da immer an die Falschen gerät. Und während Judith verzweifelt in die Handykamera spricht („Zweiter Tag, immer noch kein Sex“), befriedigt sich der sonst immer beherrschte Benjamin auf dem Hotelzimmer.
„Vamos a la Playa“: Vom Schatten des Übervaters
Tja, da sind offenbar drei sehr einsame Menschen, die ihren eigenen Weg ausgerechnet in einem fremden Land zu finden versuchen. Dabei wirkt die Begegnung mit dem kubanischen Tanzlehrer Ignacio (Eugenio Torroella Ramos) wie ein Katalysator.
Lesen Sie auch: Brendan Fraser über seinen Film: „Der Oscar war surreal“

Plötzlich merkt Benjamin, dass er Judith doch mehr mag und er seine Vorstellungen vom armen, berechnenden Kubaner überdenken muss. Katharina erfährt, dass Kuba kein Land ist, das man mit Geld und Generosität erobern kann. Dass zudem der Schatten des Übervaters bis in die Karibik reichen kann. Und Judith erlebt, dass Liebe möglich ist, jenseits von Klischees, ohne falsche Erwartungen und Vorurteile.
„Vamos a la Playa“: Provokation mit Haut und Haar
So erzählt Bettina Blümner einmal mehr von den großen Themen einer jungen Generation: von Selbstfindung, Selbstbild und Sinnsuche, Einsamkeit, Freundschaft und sozialem Engagement. Diesmal nicht in dokumentarischer, sondern fiktiver Form.
Mit einem großartigen Cast: Leonard Scheicher verleiht seinem hin- und hergerissenen Benjamin tiefe Transparenz, Victoria Schulz zeigt mit Haut und Haar Lust zur Provokation, während Maya Unger der stillen Judith Tiefe und Sensibilität gibt. Drei Bilder des deutschen Urlaubers – eingebettet in ein unterhaltsames Roadmovie. Weniger mit pittoresken Natur- als vielschichtigen Seelenlandschaften.