Mit ihrer Gala „Ballet For Life“ am Admiralspalast sammelt die Staatsballett-Solistin Iana Salenko Spenden für ukrainische Kinder.

Zum zweiten Mal haben Iana Salenko, gebürtige Ukrainerin und Erste Solistin beim Staatsballett Berlin, und ihr Tänzerkollege Oleksandr Shpak eine Spenden-Gala für die Ukraine organisiert. Bei der ersten Ausgabe, 2022 knapp zwei Monate nach Kriegsbeginn, dachten sie noch, die Kämpfe seien rasch wieder vorbei, erzählt Shpak in seiner Begrüßung. Nun liegt der russische Angriff auf die Ukraine mehr als ein Jahr zurück – und es ist kein Ende in Sicht. „Wir haben nicht aufgehört zu kämpfen“, versichert Shpak. Auch die Kunst könne ein politisches Zeichen setzen: An ukrainische Kinder, die ein oder beide Elternteile verloren haben, gehen die Einnahmen der Gala, für die der Admiralspalast am Sonntag seine Bühne zur Verfügung stellte.

Erfreulich groß ist der Andrang, hochkarätig sind die Namen im Programm. Von Ballett-Erneuerer William Forsythe ist das ikonische Duett aus „In the Middle, Somewhat Elevated“ zu sehen, getanzt von der Ex-Berliner Ballerina Yolanda Correa, die nun am Norway Ballet engagiert ist, mit Alejandro Virelles vom Staatsballett. Wayne McGregor, Chrystal Pite und Akram Khan steuern eine Tanz-Gabe bei, von Mats Ek ist ein Ausschnitt aus „A Sort Of…“ zu sehen, das er kürzlich in Berlin einstudiert hat. Und auch der neue Staatsballett-Intendant Christian Spuck ist dabei, mit dem elegischen „Lontano“ vom Zürcher Ballett. Eric Gauthier vom Theaterhaus Stuttgart hat eigens für Iana Salenko und ihren Tänzer-Gatten Marian Walter einen – leider peinvoll pathetischen – Heldentod mit blau-gelber Fahne choreographiert.

Bei der Ballett-Gala ist für jeden Geschmack etwas dabei

Stilistisch und atmosphärisch geht es bunt durcheinander, wie bei Ballett-Galas üblich. Aus künstlerischer Sicht ist nicht alles zufrieden stellend, aber für alle Geschmäcker ist etwas dabei. Goutiert man eher Angelin Preljocajs Hemdchen-Duett „Le Parc“, in dem Iana Salenko und Marian Walter reinrüschige Schwebe-Hebungen mit explizit sexuellen Handgriffen verbinden, oder „Ima“ der italienischen Senkrechtstarterin Sofia Nappi, in dem sich Valentin Durand und Goncalo Reis mit einmal durch den Schredder gedrehtem folkloristischem Schrittmaterial eine komplexe Beziehung ertanzen? Ist man der Typ für Wayne McGregors „Infra“, dessen athletische Arabesquen Mayara Magri und Matthew Ball vom Royal Ballet London balancesicher ins Bühnendüster bohren, oder für Chrystal Pites rasant schwarzhumoriges Flüsterduett mit Krawatte, „Body and Soul“?

Vielleicht berührt Akram Khans „Dust“, das die Leiden des Ersten Weltkriegs aufgreift und damit thematisch dem Anlass der Gala nah ist; Erina Takahashi und James Streeter vom English National Ballet interpretieren es innig. Mit der auf weichen Drehungen beruhenden Uraufführung von Ex-Staatsballerino Arshak Ghalumyan, „Indomitable“, beschließt Iana Salenko den Abend.

Zwölf kurze Choreographien wirbeln so vorbei. Am Schluss ist die Bühne voller Tänzer und Choreographen – und jenseits des Genusses gibt es die Gewissheit, mit Kunst an diesem Abend etwas wirklich Gutes getan zu haben.

Spenden für das Projekt „Kinder von Helden“ des Open Verein e.V. unter www.open-verein.de/projekte