Der Franzose Philippe Jaroussky gehört zur Weltelite der Countertenöre. Und seit 20 Jahren verbindet ihn eine enge musikalische Partnerschaft mit der österreichischen Lautenistin und Harfenistin Christina Pluhar und ihrem Ensemble L’Arpeggiata, weshalb sich die beiden unter dem Motto „Let’s celebrate“ auf eine Jubiläumstournee begeben haben. Extra für diese haben sie auch einige französische Kunstlieder, sogenannte Airs de cour, in ihr Programm aufgenommen, die im 17. Jahrhundert am französischen Hof aufgeführt wurden und die auch auf dem aktuellen Album „Passacalle de la Follie“ (Passacaglia des Wahnsinns) zu hören sind. Am Freitag gastierte man im Kammermusiksaal.
Das Besondere am Ensemble L’Arpeggiata ist, dass es zum einen die Erkenntnisse der historisch informierten Aufführungspraxis in sein Musizieren einfließen lässt, zum anderen in ausgedehnten Improvisationen auch Jazz- und Pop-Elemente verarbeitet. Dadurch sprengt es die Grenzen zwischen Kunstmusik, Folklore und Jazz und schafft eine spannende und mitreißende Musik.
Das neunköpfige Ensemble besteht aus Musikern, die Lauten, Zink, Barockgeige, Gambe, Barockgitarre, Barockharfe, Percussion, Kontrabass sowie Orgel und Cembalo bedienen. In dessen Mitte steht Philippe Jaroussky, der mit seiner nach wie vor wunderbar knabenhaft reinen und weichen Stimme, aber auch mit seiner darstellerischen Intensität das Publikum in seinen Bann zog. Dabei zeigte sich, dass Jaroussky ein Star ist, der keiner sein möchte. Er sucht den Kontakt zum Publikum, begibt sich an den Bühnenrand und singt die Menschen an, ja er verlässt sogar die Bühne ein paar Mal und läuft durch die Publikumsreihen.
Zwischendurch nimmt der Sänger einen Schluck aus der Wasserflasche
Aber er versteht sich klar als Teil des Ensembles, der als Primus inter Pares agiert. Der 45-Jährige lässt den Musikern viel Freiraum. Immer wieder wechseln sich im pausenlosen Konzert vokale Stücke mit reinen Instrumentalwerken ab, dann kann sich der Sänger ausruhen, einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen, und die Instrumentalisten dürfen zeigen, was sie können.
Vor allem der amerikanische Zinkenist Doron Sherwin beeindruckte durch herausragende Virtuosität auf seinem trompetenartigen Instrument, aber auch durch seinen schelmischen Witz, wenn er in seinen Improvisationen etwa Themen aus „Carmen“ oder „La Bamba“ zitierte; er durfte in einer von zwei Zugaben auch seine Qualitäten als komödiantischer Sänger zeigen. Das Publikum bedankte sich am Ende mit stehenden Ovationen.