Bauhaus-Archiv

Neues Wissen über den Musikbetrieb im Bauhaus

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Mario-Felix Vogt
Die Bauhauskapelle von 1930 erinnert daran, dass zeitgenössische Musik in der in Weimar gegründeten Kunstschule ebenfalls eine wichtige Rolle spielte.

Die Bauhauskapelle von 1930 erinnert daran, dass zeitgenössische Musik in der in Weimar gegründeten Kunstschule ebenfalls eine wichtige Rolle spielte.

Foto: BHA

Das Festival „bauhaus/music weekend“ findet im September im Meistersaal statt und will neue Erkenntnisse über das Bauhaus beisteuern.

Die meisten Menschen verbinden das Bauhaus mit Architektur, Malerei und Designobjekten, doch in der 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründeten Kunstschule spielte auch die Musik eine wichtige Rolle. So gab es im August 1923 im Rahmen der fünftägigen „Bauhauswoche“ nicht nur Vorträge über Kunst und Architektur von Walter Gropius, Wassily Kandinsky und Pieter Oud, sondern auch Konzerte mit Werken von Feruccio Busoni, Paul Hindemith und Igor Strawinsky sowie Aufführungen des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer und des „Mechanischen Balletts“ von Kurt Schmidt.

In diesem Sommer jährt sich die Bauhauswoche 1923 zum 100. Mal – ein schöner Anlass, um im Rahmen von mehreren Konzerten auf die bisher unbekannten Bezüge zwischen Bauhaus und Musik aufmerksam zu machen. Deshalb wird vom 22. bis 24. September im Meistersaal zu Berlin ein „bauhaus/music weekend“ stattfinden. Dort werden erste Forschungsergebnisse eines interdisziplinären Teams präsentiert, das sich seit zwei Jahren am Bauhaus-Archiv Berlin unter der Leitung des Musikwissenschaftlers Kai Hinrich Müller mit der systematischen Rekonstruktion des Musiklebens an den historischen Bauhaus-Stationen in Weimar, Dessau und Berlin befasst.

Die Direktorin des Bauhaus-Archivs Annemarie Jaeggi erklärte am Dienstag, dass die aktuelle Forschung ganz klar zeige, dass Bauhaus und Musik zusammengehören: „Das Musikleben an den historischen Bauhaus-Stätten war vielfältig, aber bisher wenig bekannt. Wir freuen uns, mit unserer Forschungskooperation das Thema grundlegend aufarbeiten und bereits erste Ergebnisse vorstellen zu können. Das ,bauhaus/music weekend’ macht die musikalische Welt rund um das Bauhaus für eine breite Öffentlichkeit sicht- und hörbar.“

Stücke von Strawinsky, Hindemith, Busoni oder Stefan Wolpe aufgeführt

Das Zentrum des „bauhaus/music weekends“ bilden Kompositionen, die im Zusammenhang mit dem Bauhaus stehen. Wie vor 100 Jahren erklingen auch in diesem September Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“, Paul Hindemiths Liederzyklus „Das Marienleben“ sowie Klavierwerke von Ferruccio Busoni. Des Weiteren werden in Berlin Werke von Bauhäuslern wie Stefan Wolpe aufgeführt, sowie von wichtigen musikalischen Gästen am Bauhaus, etwa von der amerikanischen Komponistin Ruth Crawford Seeger, von Kurt Weill oder dem ungarischstämmigen Franzosen Paul Arma. Als Künstler treten unter anderen auf: Guy Braunstein (Violine), Tehila Nini Goldstein (Sopran) und Matan Porat (Klavier); die künstlerische Leitung haben Michal Friedländer und Karl-Heinz Steffens.

Annemarie Jaeggi und Kai Hinrich Müller betonten, dass das Thema Musik am Bauhaus mit diesem Jubiläumswochenende keineswegs abgeschlossen sei, vielmehr stelle es eine Initialzündung für weitere Musikveranstaltungen rund ums Bauhaus dar, die in den kommenden Jahren an den verschiedenen Bauhaus-Standorten stattfinden sollen. Auch eine CD-Edition zum Thema sei in Planung. Man kann also noch einiges erwarten aus einer der spannendsten und vielschichtigsten Dekaden des 20. Jahrhunderts.