Philharmonie

Starcellist Mischa Maisky konzertiert mit seinen Kindern

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Matthias Nöther
Cellist Mischa Maisky.

Cellist Mischa Maisky.

Foto: Ludek Perina / pa/dpa

Cellist Mischa Maisky und drei seiner Musikerkinder spielten Werke von Bach bis Britten im Kammermusiksaal der Philharmonie.

Im Jahr seines 50-jährigen Bühnenjubiläums und seines 75. Geburtstags tritt der Starcellist Mischa Maisky auch im Kammermusiksaal der Philharmonie auf – im Ensemble mit dreien seiner insgesamt sechs Kinder. Das jüngste, der 2004 geborene Pianist Maximilian Maisky, gibt an diesem Mittwochabend sogar sein Berlin-Debüt. Vater Mischa schafft an diesem Abend ein partnerschaftliches Musizieren mit seinen Kindern, das vor allem auf der Musizierhaltung dieses Künstlers mit jahrzehntelanger internationaler Bühnenerfahrung fußt.

Maisky lässt die Musik, die unglaublich vielen Noten von Bach, Britten, Schubert und Brahms, durch sich durchfließen. Er versteht es, die Musik nicht aufzuhalten – und rückt zwangsläufig nicht über Gebühr in den Mittelpunkt. Das hat er mit anderen großen Alten, die sich vor keiner noch so hell erleuchteten internationalen Bühne fürchten, gemeinsam – mit Daniel Barenboim oder Martha Argerich etwa. Der Zirkus, der um sie gemacht wird, ist ein äußerer.

Tatsächlich haben Maiskys Kinder musikalisch etliches zu bieten. Wo die Reise in Bachs g-Moll-Sonate für Gambe und Klavier interpretatorisch hingeht, das macht vor allem Sohn Maximilian von der ersten Note an deutlich. Historische Aufführungspraxis ist auf dem schwarzen Steinway-Flügel natürlich weit entfernt. Aber die Plastizität, mit der Maxim einzelne Figuren, einzelne Gegenstimmen in gefühlter Dreidimensionalität gestaltet – das gibt diesem konzertierend raffinierten Bach das Überzeitliche, das ihm gebührt. Der junge Mann nutzt seine kurze Chance, um das zu zeigen.

Das Podium gebührt Pianistin Lily Maisky und Geiger Sascha Maisky

Denn eigentlich gebührt das Berliner Podium den älteren Geschwistern – der Pianistin Lily Maisky und dem Geiger Sascha Maisky. Und vor allem gilt die Ehre dem Komponisten Benjamin Britten, dessen Cellosonate C-Dur wiederum die Spannweite von Mischa Maiskys eigener Laufbahn und Künstlerleben hintergründig, aber beeindruckend vor Augen führt. Maisky ist Schüler des legendären Cellisten Mstislav Rostropowitsch gewesen, dem dieses Stück in den 1960er-Jahren gewidmet wurde. Britten soll sich noch erkundigt haben, ob die mit drei bis vier Fingern gleichzeitig zu spielenden Pizzicati des zweiten Satzes nicht doch etwas ungehörig seien.

Im Jahr 2023 ist dieses rastlos-suchende Stück dann doch gut abgehangen, und Maisky selbst macht keine Show, auch nicht aus den besagten Figuren. Seine Tochter stellt die drängende Gestik dieses Britten überzeugend dar. Der älteste Maisky-Sohn Sascha vervollständigt die Gruppe für das späte c-Moll-Klaviertrio von Johannes Brahms. Anders als jüngere Formationen klingt hier nichts prätentiös oder mit übermäßig vibratös gestylten Hauptstimmen. Es müsste indes etwas mehr Innerlichkeit her, um dieses Stück wirklich zum Hauptwerk des Abends zu machen. Vielleicht hätte Mischa Maisky die Musik in diesem Moment doch etwas stärker in sich selbst aufhalten müssen.