Es dauert ein wenig, bis Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, der neue Intendant und Chefkurator des Hauses der Kulturen der Welt (HKW), wirklich alle Mitarbeiter in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt hat. Danach folgen die Namen des 17-köpfigen Teams aus allen Kontinenten, das mit ihm das Programm des HKW konzipiert und entwickelt. Womit Ndikung bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Intendant gleich mehreres verdeutlicht: Jeder einzelne im Haus wird wertgeschätzt. Keiner ist mehr wert als der andere. Und es gibt ab sofort nicht nur sehr flache Hierarchien, die Vielheit der Kulturen wird im HKW auch gelebt. Mehr noch: Sie ist das Rückgrat des Hauses.
Über den 46-jährigen Kurator, Autor und Biotechnologen kamerunischer Herkunft, der seit 1997 überwiegend in Berlin lebt, ist vor seinem Amtsantritt als Intendant des HKW vor allem kritisch berichtet worden. Ihm wurde eine Nähe zur antiisraelischen Boykottbewegung BDS vorgeworfen, wogegen er sich verwehrt hat. Dem begegnet Ndikung nun, indem er bei der Vorstellung von Team und Programm gleich zu Beginn unmissverständlich klar stellt, was keinen Raum im Haus hat: „Hass, Hassreden, Gewalt, Altersdiskriminierung, Antisemitismus, Sexismus, Rassismus, Homophobie, Xenophobie und dergleichen.“ Stattdessen möchte Ndikung das HKW zu einem Haus der Vielfalt und der internationalen Begegnung machen, in dem „Liebe, Respekt und Großzügigkeit“ gelebt werden. Und nimmt damit seinen Kritikern den Wind aus den Segeln.
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Unter den Leitbegriffen „Pluralität der Welten“ und „Worlding“ widmet sich das Haus der „Suche nach einem besseren Zusammenleben in und mit dieser Welt.“ Darauf setzt natürlich auch das umfangreiche Programm für 2023 und die kommenden Jahre. Darunter drei langfristige Projekte bis 2027, die unsere Welt aus verschiedenen westlichen und nicht-westlichen Perspektiven beleuchten.
Erste Eindrücke gibt es für die Besucher beim Eröffnungswochenende „Acts of Opening Again“ vom 2. bis zum 4. Juni mit einer Reihe von Konzerten, Lesungen, Performances und der Eröffnung der Ausstellung „O Quilombismo: Von Widerstand und Beharren. Von Flucht als Angriff. Von alternativen demokratisch-egalitären politischen Philosophien.“ Außerdem werden gemeinsam Rituale des Neubeginns zelebriert. Und es wird zusammen getanzt, geredet, gegessen, gelacht. Ein allseitiges Willkommen.