Mit zwei Monumenten des klassisch-romantischen Repertoires präsentierte sich das Orchestre de la Suisse Romande unter seinem Chefdirigenten Jonathan Nott mit der georgischen Star-Pianistin Khatia Buniatishvili in der Philharmonie. In der ersten Konzerthälfte stand Peter Tschaikowskis berühmtes erstes Klavierkonzert auf dem Programm, nach der Pause wurde am Mittwoch Ludwig van Beethovens sinfonisches Heldenepos, die „Eroica“, gespielt.
Der Brite Jonathan Nott hat sich als langjähriger Chefdirigent der Bamberger Symphoniker einen Namen gemacht, seit 2017 leitet er das in Genf beheimatete Orchestre de la Suisse Romande. Khatia Buniatishvili wiederum wurde vom großen Gidon Kremer entdeckt und wird aufgrund ihres Temperaments und ihrer virtuosen Fähigkeiten von manchen ihrer Fans als neue Martha Argerich gefeiert.
Mit einem prächtigen Pagodenkleid aus schwarzer Spitze betrat die 35-jährige Pianistin die Bühne. Nachdem sie das berühmte erste Thema kraftvoll in die Tasten gewuchtet hatte, ahnte man, dass nun keine gewöhnliche Interpretation folgen würde. Die Georgierin spielte einzelne Phrasen des von Tschaikowski im Forte notierten Themas subito pianissimo, das klang ziemlich manieriert und ergab musikalisch keinen Sinn. Im weiteren Verlauf des Stücks bewies sie dann, was für eine Virtuosin in ihr steckt, somit ist der Vergleich mit Martha Argerich nicht aus der Luft gegriffen. Sehr souverän meisterte sie die gefürchteten Oktaven im Kopfsatz, dabei zeigte sie viel Kraft und ein mitreißendes Temperament.
Bisweilen übertrieb es die Pianistin mit den schnellen Tempi
Bisweilen übertrieb sie es aber mit den Tempi, da wurde aus dem von der Rhythmik russischer Volkstänze beeinflussten Finale ein höllischer Galopp. Gelegentlich lief die Pianistin dem Orchester auch davon, dann suchte Nott Blickkontakt, um das Ganze zusammenzuhalten. Dass Buniatishvili sich wunderbar darauf versteht, den Flügel zum Singen bringen, offenbarte sie im langsamen Satz, dabei tendierte sie allerdings immer wieder auch zum abrupten Murmeln. Die virtuosen Passagen mit den lyrischen Episoden unter einen Hut zu bringen, gelangen ihr und Nott nicht so recht, dadurch zerfiel das Werk leider ein wenig.
Im Publikum in der ausverkauften Philharmonie befanden sich offenbar viele Bewunderer von Khatia Buniatishvili, die spendeten stehende Ovationen, die Pianistin bedankte sich mit vier Zugaben von Marcello/Bach, Liszt, Prokofjew und Chopin, dabei gelang ihr vor allem Chopins e-Moll-Prélude wunderbar poetisch und klangschön.
Musikalisch völlig konträr agierte Jonathan Nott nach der Pause in Beethovens „Eroica“. Sehr strukturbewusst, mit viel Sinn für Details und ohne falsches Pathos interpretierte er das mächtige Werk, dabei imponierte vor allem die souveräne Leistung der Blechbläser, allen voran die der Hörner. Was vor allem im Trauermarsch jedoch ein wenig fehlte, war der revolutionäre Geist, der diesem Stück auch innewohnt, da blieb manches zu sehr dem Schönklang verpflichtet. Umso überzeugender gerieten dann das prickelnde Scherzo und das mitreißend musizierte Finale.