Für den Festivalsommer hat die Kammeroper Schloss Rheinsberg einen ebenso betulichen wie zweideutigen Werbeslogan gefunden: „Wie schön ist doch die Liebe auf dem Lande“. Die Zeile stammt aus dem Hauptwerk des Festivals, aus Giovanni Paisiellos Oper „La Molinara“ oder auch „Die schöne Müllerin“. Der italienische Opernvielschreiber Paisiello war ein berühmter Zeitgenosse von Mozart und sein 1788 in Neapel uraufgeführtes Stück „La Molinara“ eine der beliebtesten komischen Opern des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Es geht um Liebeswirren von älteren und jungen, trotteligen und gewitzten Figuren. Die Premiere ist am 14. Juli im Schlosshof von Rheinsberg.
Regie führt Georg Quander, der künstlerische Leiter der Kammeroper. Der frühere Intendant der Staatsoper Unter den Linden warb am Dienstag für sein Festivalprogramm, in dessen Mittelpunkt traditionell junge Sänger und Sängerinnen stehen. Festivalgründer Siegfried Matthus schwärmte immer vom „Sprungbrett für junge Sänger“. Sein Nachfolger Georg Quander möchte das Sprungbrett rational vergrößert wissen. Es gehe auch darum, so der Leiter, „künstlerische Institutionen zusammen zu bringen, um ausgebildete junge Musiker und Musikerinnen auf den Weg in ihr professionelles Berufsleben weiter zu qualifizieren.“
Trotzdem dreht sich beim Internationalen Festival junger Opernsänger*innen vom 17. Juni bis 18. August zunächst alles um die nachwachsenden Stimmen im Klassikbetrieb. In 25 Opernaufführungen und Konzerten werden sich Sängerinnen und Sänger aus 18 Nationen präsentieren, die im Internationalen Gesangswettbewerb aus 250 Bewerbungen ausgewählt wurden. Erfahrungsgemäß sind immer Überraschungen darunter. Starsopranistinnen wie Olga Peretyatko oder Annette Dasch hatten ihre ersten Schritte in Rheinsberg gemacht. Geplant sind wieder die beliebten Operngalas im Schlosshof. Die Meisterklasse steht unter Leitung der Sopranistin Laura Aikin, Carolin Masur leitet die Liedklasse, die in zwei Konzerten im Spiegelsaal das Lyrische des Saisonmottos ergründen wollen.
Erstmals spielt die Akademie für Alte Musik bei einer Opernproduktion mit
Bei der Paisiello-Wiederentdeckung stellt sich erstmals auch die Akademie für Alte Musik, eines der profiliertesten Ensembles für historisch informierte Aufführungspraxis, unter Leitung von Bernhard Forck als Opernorchester beim Festival vor. Den Abschluss der Kammeropern-Saison bildet Henry Purcells „The Fairy-Queen“ in einer neuen Produktion der Bundesakademie für junges Musiktheater. Am 17. und 18. August spielt das Ensemble Mozaique unter Leitung von Clemens Flick.
Trotz des vollen Terminkalenders ist unübersehbar, dass die Kammeroper diesmal keine eigene zweite Opernproduktion ankündigt hat. Durch die Pandemie sei vieles durcheinander geraten, erklärte Georg Quander. Das nötige Geld fehlt. „Das Land Brandenburg sieht sich im Augenblick außer Stande, uns mehr zu geben. Für das Jahr 2022 hatten wir noch Reserven aus 2021.“ Jetzt wird die eine große Produktion etwas häufiger aufgeführt. Dass das Publikum zögerlicher sei, nach Rheinsberg zu fahren, das weist Quander aber von sich. Vorsorglich wird mitgeteilt, dass nach ausgewählten Veranstaltungen Sonderzüge der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) von Rheinsberg direkt nach Berlin mit Stopp in Oranienburg, Gesundbrunnen und Lichtenberg fahren.
Kammeroper Schloss Rheinsberg vom 17. Juni bis 18. August. Tel. 033931-72117