Dokumentarfilm

Techno und Dada: „FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter“

| Lesedauer: 2 Minuten
Felix Müller
Videodreh in der Wüste: Scooter.

Videodreh in der Wüste: Scooter.

Foto: Wild Bunch

Dokumentarfilmerin Cordula Kablitz-Post hat die Erfolgsband Scooter zweieinhalb Jahre lang durch die Pandemie begleitet.

Von der Techno-Band Scooter, auf die in den 1990er-Jahren viele herabblickten und als Kirmes- oder Ballermann-Raver einsortierten, stammen einige Songtextzeilen, die sich in ein Kompendium dadaistischer Lyrik geradezu zwingend einfügen würden. Gemeint ist nicht nur das notorische „Hyper Hyper“, sondern auch die kuriose Frage „How much is the fish?“ oder die zum Kopfkratzen Anlass gebende Aussage „The question is: What is the question?“.

H. P. Baxxter: Ein Spaßvogel - mit ein paar Allüren

In Cordula Kablitz-Posts Dokumentation lässt sich nachvollziehen, welch diebische Freude die Combo um Frontmann H. P. Baxxter am Ersinnen solch aberwitziger Texte hat – und schon löst sich einiges an Antipathie in Luft auch – und damit auch an Dünkel, den mancher gegenüber dieser Band mit sich herumgetragen haben mag.

H. P. Baxxter, bürgerlich der aus dem ostfriesischen Leer stammende Hans Peter Geerdes und inzwischen auch schon hart auf die 60 zusteuernd, erweist sich darin als einigermaßen sympathischer Spaßvogel – auch wenn ihm die Jahrzehnte auf Tournee ein paar Allüren aufgebürdet haben, wenn es etwa um die Ausstattung des Backstage-Bereichs geht.

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Trailer zum Film: „FCK 2020 - Zweieinhalb Jahre mit Scooter“

Nachdem er Kablitz-Posts Langzeitbeobachtung über die „Toten Hosen“ gesehen hatte, ließ er die langfristige Nähe einer Kamera erstmals zu – und so können wir einen der erfolgreichsten Gegenwartsmusiker (Scooter hat in über 50 Ländern mehr als 30 Millionen Tonträger verkauft) auch mal mit seiner Mutter und sogar mit seiner Mutter erleben.

Er lebt übrigens nicht im Techno-Industrial-Ambiente, sondern wie ein englischer Landlord mit Schaukelstuhl und grün gestrichenen Wänden, an denen allerlei Ölschinken hängen.

Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, dachte Baxxter, die Dokumentation ergebe keinen Sinn mehr. Stimmt nicht: Hier kann der Lockdown für Kulturschaffende aus der Nähe verfolgt werden, währenddessen so kreative wie hilflose Lösungen gefunden wurden. Das Streamingkonzert mit null Zuschauern im Saal oder der Auftritt in einem Autokino vor Menschen im Gefährt: Auch das war Corona. Oder wie H. P. Baxxter sagen würde: FCK it.

Dokumentarfilm D 2023, 113 min., von Cordula Kablitz-Post