Caroline Peters ist aktuell in unterschiedlichsten Projekten zu erleben. Unlängst startete im Kino ihre Komödie „Der Nachname“, am Sonnabend wird im ZDF um 20:15 Uhr eine neue Folge ihres Krimiformats „Kolleginnen“ ausgestrahlt. Derzeit spielt die 51-jährige Grimme-Preisträgerin („Mord mit Aussicht“) zudem in mehreren Stücken am Burgtheater in Wien sowie an der Schaubühne Berlin. Doch sie hat auch sonst noch genügend um die Ohren. Wie sie im Interview erklärt, schlägt sie sich ständig mit Schlüsseldiensten herum.
Haben Sie durch die Vielfalt Ihrer aktuellen Rollen etwas über sich und das Leben herausgefunden?
Caroline Peters Eine grundsätzliche Erkenntnis, die ich aus meinem Beruf ziehe, ist, dass alles besser in Kopf und Seele funktioniert, wenn man einen Weg findet, darüber zu lachen. Und ich kann über wahnsinnig viele Sachen lachen. In meiner Familie haben wir zum Beispiel alle unheimliche Schlamassel mit Wohnungsschlüsseln, die verlegt und verloren werden. So etwas erzählen wir uns gegenseitig und lachen uns über unsere Ungeschicktheit schlapp.
Sie gehen also mit solchen Schlamasseln relativ entspannt um?
Ganz unterschiedlich. Wenn man einem Tag eine ganze Reihe davon hat – man verstaucht sich den Fuß, das Gepäck geht verloren, man hat das Drehbuch nicht bekommen – kann es passieren, dass man seine Nerven verliert.
Bessert sich das Schlüsselproblem?
Solange die Anspannung im Leben steigt, steigt auch das Schlüsselproblem an. Aber ich gehe damit gelassener um. Wenn ich dreimal in einer Woche den Schlüsseldienst holen muss, dann weiß ich, dass es in der nächsten und übernächsten Woche nicht mehr der Fall sein wird. Die Apokalypse dauert nicht mehr Monate, sondern vergeht - anders als früher - schneller wieder.
Steigert es die Anspannung, wenn man Krimis dreht?
Nein, aber ich kann mir keine Krimis mit spannenden Situationen anschauen. Ich sehe lieber romantische oder lustige Filme und Serien.
Würden Sie sich als Zuschauerin lieber „Der Nachname“ statt den neuen „Kolleginnen“ zu Gemüte führen?
In dem Fall würde ich mir beides anschauen, weil ich den „Nachnamen“ endlich auf der großen Leinwand sehen will. Außerdem ist es eine Fortsetzung, und ich liebe Fortsetzungen. Aus diesem Grund würde ich mir auch die neue Folge von „Kolleginnen“ ansehen. Denn es würde mich als Zuschauerin interessieren, wie es weitergeht, wenn meine Figur mit der neuen Freundin ihres Ex-Manns zusammenarbeitet. Wenn es mir zu spannend wird, würde ich einfach zwischendurch auf die Toilette gehen.
Nachdem es hier um ein weibliches Team geht – ist für Sie die Zusammenarbeit mit Frauen anders als wie mit Männern?
Es hängt immer von der einzelnen Person ab. Ich kann nicht sagen, dass es mit Frauen soundso und mit Männern soundso läuft. Ich habe mit beiden Geschlechtern schon alles erlebt, im Guten wie im Schlechten.
Können Sie eigentlich beim Spielen Anspannung gebrauchen?
Man darf nicht verspannt sein, aber Anspannung braucht man, sonst hat man gar nicht die Energie, um sich im Spiel zu entäußern. Wenn ich nicht angespannt bin, liege ich zuhause gemütlich auf dem Bett und tue gar nichts.
Wie ist es, wenn die Stimmung unter Kollegen angespannt ist?
Sets, wo über Angst dirigiert wird, halte ich für unproduktiv. Ich habe versucht, mich dem so weit wie möglich zu entziehen. Vor 40 Jahren hat man vielleicht gedacht, man muss die Leute brechen und in Angst versetzen. Aber das hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Jetzt geht es vielleicht ein bisschen zu weit in die andere Richtung.
Was heißt das ‚es geht zu weit‘?
Heute wird nicht mehr unterschieden, ob jemand herumschreit, um Macht auszuüben, oder ob Leute einen berechtigen Konflikt miteinander führen. Man muss nicht schreien, aber man muss trotzdem Konflikte haben dürfen. Solange man danach wieder miteinander weitermachen kann. Es ist befreiend, wenn man Sachen ausspricht. Selbst wenn es keine Lösung gibt, sitzt man danach wieder gemeinsam in einem Boot.
Sie betreiben neben der Schauspielerei mit ihrem Lebenspartner Frank Dehner Ihren Postkartenladen in Wien. Wünschen Sie sich manchmal, sich vor allen spannungsreichen Momenten dahin zurückzuziehen?
Sehr oft sogar. Wenn ich Lampenfieber wegen einer anstehenden Premiere habe, denke ich mir: Warum höre ich nicht einfach auf mit allem und verkaufe den ganzen Tag Postkarten oder sitze einfach zuhause und mache gar nichts?
Und der Laden gedeiht?
In der Tat, das Geschäft wächst. Bei all den Problemen, die es derzeit gibt, ist das Verschicken einer Postkarte eine liebevolle romantische Geste.
Sie sind eine Krisengewinnerin?
Noch nicht, aber eine aufstrebende Krisenbewältigungshelferin.
Was ist die denkwürdigste Postkarte, die Sie selbst jemals bekommen haben?
Ein guter Freund hat mir mal eine Karte mit einem Design von Yoko Ono geschickt. Die war ganz weiß, mit einem Loch in der Mitte. Auf der Rückseite stand „A Hole To See the Sky Through“ – also ein Loch, durch das man den Himmel sieht. So wird man erinnert, dass man ab und zu nach oben gucken muss. Das hat mich sehr berührt, und diese Karte ist sehr lange mit mir umgezogen.
Schauen Sie immer noch nach oben?
Ich muss tatsächlich immer wieder dran denken. An Tagen, an denen ich mich nicht gut fühle, neige ich dazu, vor mich auf die Straße zu starren. Aber wenn man den Kopf hochhält, kann einen das weiterbringen.
ZDF am 29.10. um 20.15 Uhr