In der Reihe „Schrumpf!“ werden Bühnenproduktionen für Erwachsene zu Erlebnissen für Kinder und ihre Familien umgestrickt.
Schluss mit der Teilung! Wieso sollten Bühnenperformances für erwachsenes und junges Publikum strikt getrennte Sphären bleiben? Zusammengedacht hat die Altersgruppen und Kunstformen die Violinistin Daniella Strasfogel. Mit ihrer Initiative LOUDsoft ermöglicht sie Musikerlebnisse für alle, und in der Reihe „Schrumpf!“ verwandelt sie aktuellen Produktionen von Berliner Ensembles kurzerhand in ein Familienformat.
Am Tag nach der Premiere wird die „Erwachsenenproduktion“ in der „geschrumpften“ Version gezeigt, im Original-Bühnenbild, aber gekürzt und verdichtet, mit einer kindgerechten Einführung und Mitmachelementen.
Intensive Arbeit mit der Musik
Frühe Begegnungen mit einigen der besten Berliner Ensembles werden so möglich. „Ich möchte vor allem ein Breitband an Ästhetiken und Genres zeigen, von der Neuen Musik über improvisierte Musik bis hin zu Tanzstücken“, sagt Gründerin Daniella Strasfogel. „Der rote Faden ist, dass die Beteiligten alle intensiv mit Musik arbeiten.“
Strasfogel selbst gehört dem Solistenensemble Kaleidoskop an. Im März diesen Jahres schenkte sich das Orchester zum 15-jährigen Jubiläum einen Abend mit Musik-Performances am Radialsystem, eine „Schrumpf!“-Version inbegriffen. Eine kurze Einführung genügte, um die Aufmerksamkeit der Kinder auf das Bühnengeschehen zu lenken. Und dann blieben sie dran, als die Bratschistin Ildiko Ludwig mit dem Choreografen Lionel Ménard ihre Lebensgeschichte performte. Sie lief im Kreis, er bekleidete sie im Vorbeigehen mit einem Requisit für die entsprechende Lebensphase: einer Basecap, einem Schleier, einem Lätzchen. Was am Vorabend fast melancholisch wirkte, wurde zum hochkomischen Duett – allein, weil das junge Publikum an anderen Stellen verwundert reagierte oder lachte.
Schatzsuche nach Musikinstrumenten
Die Zuschauerinnen und Zuschauer bestimmen bei „Schrumpf!“ die Aufführung mit, und die Akteurinnen kommen ihnen ganz nah: „Ich versuche, dem Publikum die Möglichkeit zu geben, selbst Fragen zu stellen“, erklärt Strasfogel. „Die Kinder können Requisiten oder Instrumente anfassen und kommen in Kontakt damit, wie sich das anfühlt, auf der Bühne zu stehen.“ An diesem Sonntag begegnen Menschen von 4-8 Jahren und ihre Begleitung dem Splitter Orchester, dessen Markenzeichen Improvisationen mit selbstgebauten Instrumenten sind. In einer Schatzsuche müssen die Instrumente nach ihrem Vorspielen wiedergefunden werden. „Das ist gar nicht so leicht, denn manche von ihnen sehen aus wie Alltagsgegenstände“, verrät Strasfogel. „Schrumpf! Oktopus“ startet um 15 Uhr an der Akademie der Künste am Hanseatenweg.
Bis Ende des Jahres ist jeden Monat eine Veranstaltung für unterschiedliche Altersgruppen geplant. Im September testen die Maulwerker neue, eigens für das renommierte Vokalensemble geschriebene Stimmstücke mit ihrem Publikum von 5 bis 9 Jahren. Aus Schreien, Flüstern, Quietschen wird im Ballhaus Ost gemeinsam Kunst. Im Oktober bringt das Ensemble DieOrdnungDerDinge für 8- bis 12-Jährige Musikstücke mit ins Collegium Hungaricum, die eigentlich Spiele sind. Sind die Regeln erklärt, kann das Konzert beginnen. Und anders als sonst üblich ist das Mitmachen hier ausdrücklich erwünscht.