Berlin. Das größte Exponat der Ausstellung ist ein spektakulär zerbeulter Toyota der Tierschutzorganisation „Save the Elephants“, der seinen Weg von Kenia nach Berlin gefunden hat. Im Mai 2002 waren zwei Tierschützer im Samburu-Nationalreservat unterwegs und trafen auf zwei miteinander kämpfende Elefantenbullen, von denen einer sich schließlich am Fahrzeug zu schaffen machte. Beide Insassen überlebten den Angriff. Als Museumsobjekt zeigt das Wrack eindrücklich, welche Kraft von Elefanten ausgeht – und macht zugleich deutlich, wie belastet das Miteinander von Tier und Mensch ist.
Die bis zum 28. November laufende Ausstellung blickt mit mehr als 200 Objekten aus Museen wie dem British Museum, dem Museum für Angewandte Kunst in Wien oder dem Germanischen Nationalmuseum auf die Weltgeschichte eines biologischen Rohstoffs und zielt damit zugleich auf das Kernthema des Humboldt Forums: Kolonialismus als historisches Phänomen und Kolonialität als gegenwärtige Folge davon.
Die Ausstellung fragt nach dem Werkstoff und seiner Bearbeitung, nach dem Einfluss des Elfenbeins auf frühere und aktuelle Schönheitsvorstellungen, nach globalen Warenkreisläufen, nach Ausbeutungsverhältnissen, Tierquälerei und vielem mehr. Eine Installation lässt Expertinnen und Experten aus Naturschutz, Zoll und Sammlerwesen zu Wort kommen.
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Humboldt Forum: Vertrackte Recherche nach der Herkunft der Objekte
Die Ausstellung problematisiert sich fortwährend selbst: Warum finden so viele Menschen Elfenbein eigentlich schön? Kann man es zum Gegenstand einer musealen Ausstellung machen? In die Wände eingelassene und herausziehbare Tafeln erklären die vertrackte Recherche nach der Herkunft bestimmter Objekte, die sogenannte Provenienzforschung.
„Komplexe, schmerzhafte und schwierige Themen wie Raubkunst, Provenienzforschung oder Restitutionsfragen werden die Programmarbeit des Humboldt Forums sehr deutlich prägen“, hat Hartmut Dorgerloh, der Generalintendant des Humboldt Forums, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur im Interview gesagt. Diese Schau, die von einem umfangreichen Begleitprogramm flankiert werden wird, ist ein gutes Beispiel dafür.
Humboldt Forum öffnet in drei Schritten
Nach mehrfach verschobener Eröffnung werden von Dienstag an die Türen des Humboldt Forums in drei Schritten öffnen. Zunächst warten sechs Ausstellungen auf die Gäste. Neben der Elfenbein-Ausstellung sind dies die Wissenschafts-Schau „Nach der Natur“ der Humboldt-Universität, die Ausstellung „Berlin Global“ von Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin, die Kinderausstellung „Nimm Platz!“, die Stationen zur Geschichte des Ortes und „Einblicke. Die Brüder Humboldt“, die sich mit den beiden Namensgebern Alexander und Wilhelm von Humboldt und ihrer Zeit befasst.
Nach zwölfjähriger Planungs- und Bauzeit steht damit das 682 Millionen Euro teure Kulturzentrum für die Öffentlichkeit bereit – mitsamt seiner rund um die Uhr zugänglichen Außenflächen. Nach der Teileröffnung soll in der ersten Jahreshälfte 2022 den Gästen das gesamte Haus zugänglich sein.
Humboldt Forum Schloßplatz, Mitte. Informationen zu Tickets unter humboldtforum.org