Star-Porträt

Max von der Groeben: Aus der Pennäler-Klasse herausgewachsen

| Lesedauer: 7 Minuten
Peter Zander
Er ist sehr selbstkritisch und findet in jedem seiner Filme Schwächen:  Max von der Groeben.

Er ist sehr selbstkritisch und findet in jedem seiner Filme Schwächen: Max von der Groeben.

Foto: Jörg Krauthöfer /

Max von der Groeben kennen alle aus „Fack ju Göhte“. Mit gleich zwei großen Kinofilmen zeigt er jetzt, dass er auch anders kann

Max von der Groeben? Klar, den kennt jeder. Das ist doch der Danger, einer der minderbemittelten Problemschüler aus den „Fack ju Göhte“-Filmen. Das ist fast ein bisschen gemein: Denn trotz seiner erst 27 Jahre steht der Schauspieler schon seit 15 Jahren vor der Kamera. Und wird doch nur auf „Göhte“ reduziert. Jetzt kommen aber kurz hintereinander gleich zwei Filme in die Kinos, die ihn einmal ganz anders und sehr viel erwachsener zeigen.

In „Auerhaus“, der am 5. Dezember ins Kino kommt, spielt er (mit ganz kurzem Haar) zwar wieder einen Schüler, aber einen, der suizidgefährdet ist und deshalb mit drei Mitschülern in eine Zweck-WG einzieht. Der Film nach dem Roman von Bov Bjerg wird zwar auch als Komödie erzählt, hat aber tragische Untertöne und fordert den Schauspieler in einer komplexeren Rolle.

Einmal suizidgefährdet, einmal äußerst lebensfroh

Und im Biopic „Lindenberg! Mach dein Ding“, der am 16. Januar startet, spielt er dann (mit ganz langem Haar) Steffi Stephan, den Bassgitarristen und besten Freund des Panik-Sängers Udo Lindenberg: eine ganz erwachsene und durchaus virile Rolle, die ihn gänzlich jenseits von der Schulbank zeigt.

Jetzt sitzt uns der Schauspieler ganz lässig im Café Einstein in Tiergarten gegenüber. Und redet uns die „Göhte“-Hysterie klein. Jella Haase hatte ja nach dem enormen Erfolg der Schulklamotten damit zu kämpfen, dass alle sie mit ihrer Figur des Proll-Mädels Chantal gleichsetzten. Und manch einer die Schauspielerin wirklich für leicht unterbelichtet hielt. Geht ihm das nicht auch ein wenig so, wenn er über die Straße geht, die Leute „Ey, Danger!“ rufen und Selfies mit ihm machen wollen?

Lange bekam er immer nur die gleichen Rollenangebote

Die Filmreihe hat sein Leben definitiv verändert, gibt er freimütig zu. Den Wahnsinnserfolg, vor allem in diesem Ausmaß, hätte sich keiner vorstellen können. Da darf man schon stolz sein, wenn man in gleich drei der erfolgreichsten deutschen Filmen aller Zeiten mitspielte.

Und, da ist von der Groeben ganz generös: „Man muss den Zuschauern auch ein bisschen verzeihen.“ Die würden die Filme halt lieben, das könne er schon verstehen. Schade findet er es eher, dass auch die Branche so denkt. Er hat nach „Göhte“ immer wieder ganz ähnliche Angebote bekommen: weil es doch einmal funktioniert hat.

Deshalb freut sich der Jung-Star, dass er jetzt in so kurzer Zeit mit zwei so komplett unterschiedlichen Filmen seine Bandbreite beweisen kann. Bei beiden ist er mit seiner Arbeit sehr zufrieden. Das soll durchaus kein Eigenlob sein. Das ist nämlich „durchaus nicht immer der Fall“, wie er offen zugibt: „Weil ich sehr selbstkritisch bin.“

Mit dem Medienrummel ist er aufgewachsen

Von der Groeben findet eigentlich bei jedem Film „Stellen, bei denen ich denke: Da hättest du noch dies und das machen können.“ Aber hier kann er sich mal entspannt zuschauen – und achtet nicht nur auf sein Spiel, sondern kann sich auch mal auf die Filme selbst einlassen.

Max von der Groeben, 1992 in Köln geboren, stand schon mit zwölf das erste Mal vor der Kamera und kann bereits eine beachtliche Filmographie vorweisen. Dennoch hat er, wie er betont, eine ganz normale Kindheit gehabt. Nun ja: Seine Mutter ist die Fernsehredakteurin Ulrike von der Groeben, sein Vater der Sportjournalist Alexander von der Groeben.

Er ist also in der Medienwelt aufgewachsen, „der Umgang mit den Journalisten, den Fotografen und dass meine Mutter auch schon mal auf der Straße von Leuten angesprochen wurde, das fühlte sich schon alles sehr vertraut an.“ Jetzt wird er eben selber angesprochen.

Über Bekannte der Eltern hat er begonnen, erste Hörspiele zu sprechen, bis ein Casting-Unternehmen ihn für den Film gewann. Dann kamen Teenie-Filme und Synchronarbeiten für Animationsfilme. Das hat er lange als Spiel betrachtet.

„Ich werde früh genug alt für andere Rollen“

Erst nach seinem Abitur hat er überlegt: Willst du das wirklich ein Leben lang machen, mit allen Höhen und Tiefen? „Ich habe mich dann auf Schauspielschulen beworben und gesagt: wenn die mich nehmen, ziehe ich das durch.“ Die Otto-Falckenberg-Schule in München hat ihn dann aufgenommen, danach hat er auch noch das berühmte Lee Strasberg Institute in New York besucht. „Jetzt sitze ich hier und würde mich schon als Schauspieler bezeichnen.“

Gerade hat er auch auch mit Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky „Hinterland“ gedreht, eine luxemburgisch-österreichische Produktion, die im Wien der 20er-Jahre spielt und ein bisschen existenzialistisch erzählt wird wie ein deutscher Stummfilm. Also noch mal eine ganz neue Facette.

Ist „Auerhaus“ damit also ein Abschluss, haken wir nach, seine letzte Schülerrolle? Ist man mit 27 nicht auch langsam zu alt dafür? Nein, da schüttelt er energisch den Kopf. Er würde nie eine Rolle nehmen oder ablehnen, nur weil sie ein gewisses Alter hat. „Man muss auch sagen“, da kokettiert er jetzt ein wenig, „ich sehe doch relativ jung aus und kann das sicher noch spielen, oder? Ich werde früh genug alt, um andere Rollen zu spielen.“

Ihn lockt auch die Theaterbühne

Und da lockt dann noch eine andere Herausforderung: das Theater. Die Bühne liebt er, auf der stand er auch während seiner Ausbildung, dort würde er gern wieder mal spielen. „Das ist definitiv ein Thema bei mir“, bekräftigt er. „Das hab’ ich nicht nur im Hinterkopf. Und ich glaube auch, dass das eine wichtige Schule für einen Schauspieler ist.“ Konkrete Projekte gibt es aber noch nicht. „Mal sehen, was sich da ergibt.“

Jetzt aber gilt es erst mal zu verfolgen, wie die neuen Filme ankommen. Wie man Max von der Groeben, aus der Pennäler-Klasse herausgewachsen, in ernsteren, reifen Rollen wahrnimmt. Und ob er, wenn er auf der Straße um ein Selfie gebeten wird, immer noch nur auf „Göhtes“ Danger angesprochen wird.