Neu im Kino

„After the Wedding“: Altes Drama, neuer Dreh

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Sascha Rettig
Isabell (Michelle Williams, l.) engagiert sich aufopferungsvoll für das Kinderheim.Foto: dpa

Isabell (Michelle Williams, l.) engagiert sich aufopferungsvoll für das Kinderheim.Foto: dpa

Foto: Kevin Nunes / dpa

Der dänische Film „After the Wedding“ wurde 2006 für einen Oscar nominiert. Jetzt hat ihn Hollywood mit Staraufgebot neu verfilmt.

Schon im Alltag lassen sich all die Ungerechtigkeiten und Wohlstandsgefälle dieser Welt oft nicht ausblenden. Bekommt man den Kontrast allerdings so extrem vor Augen geführt wie Michelle Williams in Bart Freundlichs Drama „After the Wedding“, erscheint er noch obszöner: der Gegensatz zwischen dem ständigen Kampf ums Nötigste hie und dem teils abgehobenen Luxus da.

Isabel (Michelle Williams), eine passionierte Leiterin eines Kinderheims in Indien, soll nach New York fliegen, um die schwerreiche Spenderin Theresa Young (Julianne Moore) zu treffen und die Finanzierung des Heims für die nächsten Jahre abzusichern. Als sie dort zur Hochzeit von Theresas Tochter eingeladen wird, wird sie aus heiterem Himmel mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, die sie lange hinter sich gelassen glaubte.

Erste Bilder: der Trailer zum Film

Fast zu viele Themen für einen Film

Dies ist nur die Ausgangslage für das Familiendrama, über dessen Handlung man vorab besser nicht mehr weiß. Denn „After the Wedding“ setzt immer wieder auf neue Dynamik, wenn weitere Geheimnisse verraten werden und die Handlung wendungsreich Haken schlägt. Dabei ist „After the Wedding“ ein Remake des Dramas „Nach der Hochzeit“ (2006) der Dänin Susanne Bier.

Stand im Original mit Mads Mikkelsen eine männliche Hauptfigur im Fokus, stellt Freundlich nun die Frauen ins Zentrum. Dabei geht es um die Kontraste zwischen erster und dritter Welt wie um Fragen nach Geld, Verantwortung, Familie, Tod und die Organisation des Lebens der Hinterbliebenen.

Einmal mehr glänzt Julianne Moore

Ja, „After the Wedding“ greift so viele Themen auf, dass er bisweilen überladen und überkonstruiert wirkt. Die hochkarätige Besetzung kann das nicht durchweg überspielen. Williams etwa, deren minimalistisches Spiel vor allem durch skeptische Blicke geprägt ist, kann sich nicht vollends entfalten.

Es bleibt so überwiegend an Moore, unter der Regie ihres Mannes einmal mehr ihr schauspielerisches Können zu demonstrieren: Erst als bestimmte Businessfrau mit makelloser Fassade, die dann kurz vor Ende zusammenfällt. Vor allem damit gelingt es ihr, die Distanz dieses Films zu durchbrechen, der trotz der eigentlich so emotionsbeladenen Ereignisse beim Zuschauen ansonsten nur wenig Gefühl durch die auf Glanz polierten Oberflächen dringen lässt. Sascha Rettig

Drama USA 2019 110 min., von Bart Freundlich, mit Michelle Williams, Julianne Moore, Billy Crudup