Es ist eisig kalt in Cincinatti. Eine Kältewelle hat die Stadt im US-Bundesstaat Ohio fest im Griff. Harte Zeiten für Obdachlose. Zumindest tagsüber finden einige von ihnen Zuflucht in der städtischen Bücherei, wo sie sich aufwärmen können. Bis sie am Abend schließt.
Obachlose wollen in der Bibliothek übernachten
Bibliothekar Stuart Goodson (Emilio Estevez) und seine Kollegin Myra (Jena Malone) haben sich mit ihren Gästen arrangiert. Einmal jedoch hat Stuart einen Obdachlosen wegen starken Körpergeruchs des Hauses verwiesen. Der verklagt die Bücherei jetzt auf Schadensersatz. Was Stuart wohl den Job kosten wird.
Erste Eindrücke: der Trailer zum Film
Währenddessen wird die Kälte schlimmer. Es gibt zu wenige Notunterkünfte. Einige Obdachlose sind bereits erfroren. Da ergreifen die Ausgestoßenen der Gesellschaft die Initiative. Als die Bücherei am Abend schließen will, eröffnet Jackson (Michael K. Williams) dem gutmütigen Bibliothekar, dass er und 70 Obdachlose nicht gehen werden. Was eine Lawine an bürokratischem Aktivismus auslöst.
Denn von außen sieht die friedliche Belagerung aus wie eine Geiselnahme. Da gibt es einen machtgierigen Staatsanwalt (Christian Slater), der die Situation kaltblütig für seine Zwecke nutzen will. Da gibt es einen polizeilichen Verhandlungsführer (Alec Baldwin), dessen verlorener Sohn unter den Obdachlosen auftaucht. Und da gibt es eine karrieregeile TV-Journalistin (Gabrielle Union), die in der Verzweiflungstat die große Story wittert.
Allzu eindimensionale Figuren
„Ein ganz gewöhnlicher Held“ ist eine Parabel, in der es um menschliche Kälte im Amerika unter Donald Trump geht. Eine Herzensangelegenheit für Emilio Estevez, der das Drehbuch schrieb, Regie führte, den Film produzierte und die Hauptrolle spielt.
Er will mit seinem etwas pathetischen Lehrstück aufzeigen, dass sich seit John Steinbecks großem Roman „Früchte des Zorns“ über die Große Depression der 30er-Jahre nicht viel geändert hat in den USA, dass zwischen Arm und Reich tiefe Schluchten klaffen.
Das bringt es mit sich, dass seine Figuren alle sehr eindimensional daherkommen. Bibliothekar Goodson ist der Gutmensch, der Staatsanwalt ist das Böse, die Obdachlosen sind die Opfer. Und doch hat der Film einige bewegende wie auch komödiantische Momente mit einem Ensemble, das die Spannung bis zum verblüffenden Ende aufrecht zu erhalten weiß.
Drama USA 2019 122 min., von Emilio Estevez, mit Emilio Estevez, Jena Malone, Christian Slater, Alec Baldwin