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Toto in Berlin: Ein Konzert wie eine Studio-Session

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Nils Neuhaus
Toto beim Konzert in Oslo

Toto beim Konzert in Oslo

Foto: picture alliance

Toto bringen trotz der Hitze gute Laune in die Zitadelle. Den größten Hit gibt es natürlich erst zum Schluss.

Berlin. Kaum eine andere Band eint die Generationen wie Toto. Die sechsfachen Grammygewinner aus Los Angeles haben es nach über 40 Jahren Bandgeschichte geschafft, ein bunt gemischtes Publikum in der Zitadelle Spandau zu versammeln. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ihr Hit „Africa“ vor einigen Jahren zum Internetphänomen avancierte.

Trotz der drückenden Hitze (zu Konzertbeginn sind es noch 37 Grad) haben Toto am Sonntagabend auffallend gute Laune mit nach Berlin gebracht. Es sei der „400. Geburtstag“ der Band, scherzt Gitarrist Steve Lukather in den ersten Minuten selbstironisch. Und auch im Publikum ist die Stimmung ausgelassen. Fans aller Altersklassen schlecken Eis und schlürfen Kaltgetränke. Zur Musik bewegt man sich am Anfang zwar noch eher sparsam auf der Stelle, aber das ist wohl dem Wetter geschuldet.

Szenenapplaus für die Gitarrensoli

Während die Sonne links der Bühne langsam hinter die Häuser sinkt, präsentieren Toto einen vielfarbigen Strauß an Songs aus ihrer langjährigen Bandgeschichte. Neben Klassikern wie „Rosanna“, bei dem das Publikum zum ersten Mal so richtig in Wallung kommt, sind unter anderem das Beatles-Cover „While My Guitar Gently Weeps“ und ein Stück Filmmusik aus ihrem Soundtrack zu David Lynchs „Dune“ dabei.

Die Band spielt wie gewohnt in beeindruckender Studio-Qualität. So unaufgeregt wie locker wirken die begnadeten Musiker auf der Bühne, und vor allem Lukather bekommt für seine Gitarrensoli immer wieder Szenenapplaus. Allerdings können die Routiniers mit ihrer Lässigkeit die Stimmung nicht konstant hoch halten, dazu ist die Interaktion mit dem Publikum, zumindest zu Beginn, zu sporadisch.

Doch natürlich gibt es einige Highlights an diesem Abend, zu denen die Fans munter tanzen können. Darunter der Song „Human Nature“ von Michael Jacksons Album „Thriller“, der aus der Feder von Keyboarder Steve Porcaro stammt. Für erfrischende Abwechslung sorgt außerdem Multiinstrumentalist Warren Ham, der mal mit Saxophon, mal mit Mundharmonika oder Flöte an den vorderen Bühnenrand tritt. Und auch der junge Keyboarder Dominique Taplin bringt Stimmung in die Zitadelle, indem er mit Enthusiasmus und ansteckendem Dauergrinsen äußerst kunstvoll in die Tasten haut.

„Africa“ wird standesgemäß zelebriert

Ihre größte Nummer hat sich die Band natürlich für den Schluss aufgespart. „Seid ihr bereit für den Song?“, fragt Lukather und erntet den erwarteten Jubel. Die Rede ist selbstverständlich von „Africa“, jenem Megahit, der vor einigen Jahren im Internet sein virales Revival feierte. Richtig zum Kochen kommt die Stimmung allerdings erst während des zweiten Refrains, nachdem ein Großteil der Fans das ersehnte Video aufgenommen und das Smartphone wieder eingesteckt hat. Jetzt nimmt die Band ihr Publikum mit wie noch zu keinem anderen Zeitpunkt an diesem Abend. Natürlich wird der Song standesgemäß zelebriert und unter anderem durch ein Conga-Solo von Trommler Lenny Castro in die Länge gezogen. Den Fans gefällt das, und so bringen Toto ihr Konzert in der Zitadelle zu einem äußerst befriedigenden Abschluss, auch wenn viele Besucher kurz darauf das Gelände verlassen und so die kurze Zugabe gar nicht mehr mitbekommen.