Nicole Oder inszeniert im Berliner Ensemble Mario Salazars „Amir“, lässt vom ursprünglichen Stück aber kaum noch etwas übrig.
Ulrike Borowczyk
Burak Yigit (l.) spielt den staatenlosen Intensivtäter Amir. Seine Schwester Leila (Laura Balzer) will Box-Champion werden.
Foto: JR Berliner Ensemble
Berlin. Amirs Strafakte wächst seit seinem zehnten Lebensjahr unaufhaltsam an. Ein Intensivtäter. Staatenlos dazu. Sein verstorbener Vater war Anfang der Achtziger aus einem palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon nach Berlin geflohen. Amir selbst bezeichnet sich immer noch als Palästinenser. Auch, wenn Neukölln längst für ihn Heimat bedeutet. Da kennt er sich aus. Nur da fühlt er sich frei. Anderswo bekommt er Panik, wie er seiner deutschen Freundin Hanna gesteht. Mit ihr erlebt er flüchtige, für ihn ungewöhnliche Momente bürgerlichen Lebens. Wie einen Ausflug in die Oper. Hanna verrät er auch, dass er keine Ahnung hat, warum die Leute Angst vor ihm haben. Er will schließlich nur Spaß. Dass er gerade einen Typen fast zu Tode geprügelt hat, verschweigt er dabei geflissentlich.
Publikum bekommt Originaltext in die Hand gedrückt