Streng und entschlossen prangt Konrad Adenauer auf dem bekannten Wahlplakat von 1953. Auf ganz persönliche Weise zeichnet seine Tochter ein anderes Bild vom ersten Kanzler: Ein Familienmensch, Hobbygärtner, Erfinder. Einen ungewohnten Adenauer zeigt Libet Werhahn-Adenauer in ihrem Buch „Erinnerungen an meinen Vater Konrad Adenauer“.
Geboren 1928, erzählt seine jüngste Tochter, wie sie ihren Vater erlebt hat. Als kleines Mädchen in Köln, wo der Vater Oberbürgermeister war, über die entbehrungsreiche NS-Zeit und den Krieg bis hin zu seinem Amt als Bundeskanzler, wenn Libet ihn auf seinen Staatsbesuchen begleitete. So beschreibt die Tochter mit ihrem Leben auch die Entwicklung Deutschlands von der Weimarer Republik bis zur jungen Bundesrepublik.
Auf dem Fahrrad durchs zerbombte Köln
Mit drei älteren Geschwistern aus Adenauers erster Ehe wächst Libet mit ihrem Vater, ihrer Mutter Auguste Zinsser und vier weiteren Geschwistern auf. Die Familie muss oft umziehen und fühlt sich nirgends willkommen, wird der Vater doch in der NS-Zeit als politischer Gegner verfolgt. So berichtet die Tochter eindrücklich, wie Adenauer von einem Versteck ins nächste ziehen muss und nur durch die mutige Hilfe seiner Freunde der Deportation entkommt. Diese Zeit stellt die Familie auf eine harte Probe. Der Höhepunkt des Schreckens ist erreicht, als beide Eltern im Gestapo-Gefängnis Brauweiler eingesperrt werden. Libet beschreibt, wie sie sich mit dem Fahrrad auf den Weg durchs zerbombte Köln macht, um die Eltern zu sehen, während über ihr die Tiefflieger einen Angriff starten.
Auf einmal sind die Leute freundlich
Über die Nachkriegszeit schreibt sie dann: „Nachdem wir jahrelang von allen Menschen geschnitten worden waren, waren mit einem Mal alle unglaublich freundlich und hofierten uns. Das fanden wir genauso erschreckend.“
Mit schon 73 Jahren und nach einem erfahrungsreichen Leben kommt Adenauer schließlich auf Umwegen zurück zur Politik, um schließlich als Kanzler die neue Bundesrepublik in die Zukunft zu führen.
Seine Tochter heiratet den Unternehmer Hermann Josef Werhahn, bleibt aber dem Vater eng verbunden: Nach dem Tod der Mutter nimmt sie quasi deren Stelle ein, indem sie Adenauer auf seinen Staatsbesuchen auf der ganzen Welt begleitet. So erfährt der Leser auch immer wieder von kleinen Eigenheiten ihres Vaters, denn Libet betont besonders Adenauers spielerische, humorvolle Seite.
Was Adenauer prägte
Anhand seiner Lebensgeschichte wird schließlich klar, wie Adenauer zu seinen Überzeugungen und Wertvorstellungen gekommen ist. Und Libet, die im Februar dieses Jahres starb, erzählt auch, wie diese Überzeugungen sie selbst und die Mitmenschen ihres Vaters geprägt haben.
Die Berliner Morgenpost verlost vier von der Verfasserin signierte Exemplare dieses Buches. Schreiben Sie uns dazu einfach eine Email an aktionen@morgenpost.de. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt, Mitarbeiter der Funke-Mediengruppe können nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.