Berlin. Dieter Landuris spielt den Henri in „Kasimir und Kaukasus“. Am heutigen Sonnabend hat die Komödie Premiere.

Sich verkleiden, das liebt er. Bis zur Unkenntlichkeit. Bis bloß noch Haltung und Stimme Aufschluss darüber geben können, wer sich hinter der Maske verbirgt. Vielleicht kam das durch die vielen Shows und das Tanzen, vielleicht durch die Figuren, die er in dem Berlin-Musical „Linie 1“ gespielt hat. Oder diese Lust auf Maskerade war schon immer da.

Jedenfalls sagt Schauspieler Dieter Landuris (56) ganz achtsam, so wie er immer spricht, wenn er auf keiner Bühne steht: „Tief in meiner Seele bin ich ein Entertainer.“ Ein Leben ohne Theater kann er sich wohl nicht vorstellen. Deswegen hat er auch gleich zugesagt, als ihm Intendant Dieter Hallervorden eine Rolle in seinem neuen Stück angeboten hat, das am heutigen Sonnabend seine Premiere feiern soll.

„Kasimir und Kaukasus“ heißt es. Hallervorden selbst hat es aus dem Französischen übersetzt und er spielt auch mit, bloß auf der Bühne wird man ihn nicht sehen. Denn Hallervorden – das hört sich genau so skurril an, wie es ist – spricht einen Goldfisch. Den hat sich Landuris’ Figur Henri besorgt, um seine Ehe zu kitten. Die ist nämlich ein bisschen eingeschlafen. Und so ein Fisch kann die Liebe ja bestimmt beflügeln, sozusagen als Babyersatz, denkt sich Henri. Aber mehr will Landuris nicht verraten, er winkt ab. Es stünde eh schon zu viel in der Inhaltsangabe. Und gerade von einer Komödie müsse man sich doch überraschen lassen. Das sei doch das Schönste daran.

Landuris weiß das. Er hat ja bereits in so einigen Komödien mitgespielt, auf der Bühne und im Fernsehen. Und auch wenn die Produktion ziemlich ernst angelegt ist, wie zum Beispiel die Krimiserie „Alles außer Mord“, dann schafft es Landuris da als tollpatschiger Privatdetektiv Uli Fichte, den Humor zwischen den Szenen zu verstecken.

Bloß den Text hat er sich dieses Mal ein bisschen anders beigebracht. Um Hallervordens Goldfisch anzusprechen, musste ein tierischer Ersatz her. Also hat er zu Hause seinen Kater als Spielpartner benutzt. Der ist natürlich ziemlich verdutzt gewesen, als Lan­duris ihm seine Monologe vorgetragen hat, statt ihn wie sonst zum Fressen zu rufen. Der Kater ist aber eh nicht bloß ein Haustier für ihn. „Ein Tier hat immer eine therapeutische Wirkung auf den Besitzer“, sagt er. Bei Landuris hat die noch etwas anderes: Oldtimer.

Die alten Autos liebt er wie das Schauspielen, vielleicht sogar ein bisschen mehr. Denn wenn er in einem seiner Wagen sitzt, dem von 1956 beispielsweise, dann dreht sich die Welt für ihn etwas langsamer. Klar, das Auto zieht auch nicht so schnell an wie ein Neuwagen. Automatisch bewegt man sich da bedächtiger über die Straßen.

Aber es liegt auch an seinem Gefühl. Wenn Brandenburg so an seiner Fensterscheibe vorbeifließt, ganz gemächlich wie ein träger Fluss, in großen Farbflächen aus Grün, Gelb und Blau, dann fällt alles von ihm ab. Der Stress am Theater, der Druck der Generalprobe, und auch Berlin, das sich für ihn in den vergangenen Jahren so verändert hat, nur schneller, größer, unberechenbarer geworden ist. „Oldtimer zu fahren, das ist wie eine Reise zurück in die Vergangenheit“, sagt er langsam. Ist Landuris ein demütiger Mensch? Da überlegt er. Schon, erklärt er, demütig sei er gegenüber allen Dingen, die die Zeit überdauern. Oldtimern zum Beispiel. Vielleicht auch Theaterstücken, die über Jahrzehnte hinweg gespielt werden, unberührt von Trends und jeder Gegenwart. So wie „Ewig Jung“ am Renaissance-Theater, in dem Landuris seit über zehn Jahren eine Hauptrolle spielt. Oder wie das Berliner Hit-Musical „Linie 1“, in dem er über 500-mal aufgetreten ist, das ihn auch populär gemacht hat.

Vielleicht kommt er deswegen auch nicht von Berlin los, obwohl München seine eigentliche Heimat ist. Weil er hier seine Theatergeburt erlebt hat. „Hier sind meine Theaterwurzeln und hier ich bin ich künstlerisch zu Hause“, sagt er. Und sein Zuhause, das vergisst man eben nicht. Und doch, Berlin ist für ihn heute eine andere Stadt als die, durch die er mit der „Linie 1“ gefahren ist. „Früher hat man zu Berlin immer gesagt: ‚Schnauze mit Herz‘. Heute ist es oft nur noch ‚Schnauze‘.“

Aufregung vor der Premiere wie Wehen vor der Geburt

Die Aufregung vor der Premiere, die fühlt er immer noch, auch nach zig Engagements. „Mit der Aufregung vor der Premiere ist das wie bei Wehen vor einer Geburt“, sagt er und grinst dabei. Je näher die Premiere rücke, desto mehr Wehen treten auf. Besonders bei einem Stück wie „Kasimir und Kaukasus“, einer Komödie. „Nichts ist schwieriger zu spielen als eine Komödie“, sagt er. Schließlich lebe die von den Reaktionen der Zuschauer. Man könne das nur beschränkt proben. Erst vor Zuschauern sehe man, ob der Gag funktioniert, ob der Stolperer wirklich lustig ist oder man sich das nur so vorgestellt hat. Klopfen sich die Zuschauer auf die Schenkel, hätten die Schauspieler alles richtig gemacht. Ist es still im Saal, dann habe sich der Witz von der Bühne nicht auf das Publikum übertragen. Das müsse man aushalten. Und reagieren können. So wie Landuris.

Der kennt beides, die unangenehme Stille und die vor Lachen brüllenden Zuschauer. Und manchmal, da zündet ein Scherz in 17 Vorstellungen und dann, bei Nummer 18, wenn er schon auf Schenkelklopfer wartet, gähnt bloß jemand in der siebten Reihe. Landuris zuckt die Schultern, tja. Angst habe er davor nicht. Er hofft ja schließlich auf den Applaus. „Der ist das größte Geschenk, die Belohnung für die ganze Arbeit“, sagt er. Und das Lachen der Zuschauer, das auch.

Schlosspark Theater, Schloßstr. 48. Termine: 12.5., 20 Uhr (Premiere); 13.5., 18 Uhr; 14.5., 20 Uhr; 13., 14., 15, 16.6, 20 Uhr