Magisch sieht es aus, wie die zwei geometrischen Kolosse sich gegenüberstehen und über zwei grünliche Lichtstrahlen miteinander zu kommunizieren scheinen. Der Raum ist leicht abgedunkelt, sodass die Strahlen im Dämmerlicht noch geheimnisvoller funkeln. Mitunter entdeckt man sogar kleine Partikel, der sonst unsichtbare Staub, der auch vor der Berlinischen Galerie in Kreuzberg nicht haltmacht. Dann wirken die Lichtstrahlen wie Stäbe, bekommen die Anmutung einer Haptik, die nicht wenige Besucher dazu verleitet, hineingreifen zu wollen in diese ephemeren Gebilde. Doch Vorsicht! Das ist nicht nur gefährlich – es könnte zu Verbrennungen führen –, sondern es unterbricht auch den feinen Mechanismus, den der Konzeptkünstler Carsten Nicolai hier als sich selbst reproduzierendes System entworfen hat. Ein Laserstrahl wird von einem Koloss zum anderen geschickt und trifft dort auf Fotozellen, die wiederum einen neuen Laserstrahl auslösen, der den umgekehrten Weg beschreitet. Man merkt, hier geht es hochtechnisch und auch wissenschaftlich zu und dennoch ist man verzaubert von der Poesie dieser zugleich nüchternen Installation. Genau an dieser Schnittstelle zwischen Wissenschaft und
Kunst arbeitet der 1965 in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geborene Künstler, der eigentlich Landschaftsarchitektur studiert hat und neben
seiner Kunst unter dem Namen Alva Noto auch elektronische Musik produziert. Immer wieder sind es physikalische Phänomene, die er zum Ausgangspunkt seiner spekulativen Werke macht, die wiederum assoziativ um diese Phänomene kreisen. Der Mann ist ein Tüftler.
Kultur
Die Magie des Lichts
Carsten Nicolai bespielt die vordere Halle der Berlinischen Galerie in Kreuzberg mit seinen geheimnisvollen Lichtskulpturen