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Konzert im Admiralspalast: Olli Schulz schockt noch

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Julius Betschka
Ollli Schulz (Archivbild)

Ollli Schulz (Archivbild)

Foto: dpa Picture-Alliance / Eventpress Hoensch / picture alliance / Eventpress Ho

Im Admiralspalast wird Olli Schulz zwei Stunden lang von den Fans gefeiert. Ein Blödelbarde will er nicht sein.

Man kann sich Olli Schulz gut vorstellen, wie er am Lagerfeuer im Gras sitzt, seine Gitarre zupft und Lieder über das Leben singt. In denen gibt es dann so ultraromantische Zeilen wie „Wenn es gut ist, wird es schön sein und ein Leben lang passieren“. Dieser Schulz, wie er da auf der Bühne steht – schwarzes Shirt, schwarze Hose, ergrautes Haar –, sieht der nicht aus wie dieser eine Kumpel, der früher immer seine Gitarre in den Park mitbrachte? Aber vielleicht hat Oliver Marc Schulz auch überhaupt keinen Bock auf Lagerfeuermusik, auf die aufgesetzte Romantik dieser Momente, die Forever-Young-Atmosphäre. Wer weiß das schon bei diesem Mann, halb Komiker, halb Liedermacher, der sich so oft in Ironie hüllt. Wo er sich wohlfühlt, das ist klar, das sind Konzertbühnen. Auch an diesem Sonntagabend im ausverkauften Admiralspalast. Tourabschluss. Ein Heimspiel für den Wahlberliner.

„Scheiß Leben, gut erzählt“ heißt die neue Platte des gebürtigen Hamburgers, der vielen heute eher als TV- und Podcast-Partner von Jan Böhmermann oder durch seine schambefreiten Auftritte mit Joko und Klaas bekannt ist. Dabei bringt Schulz schon seit 2003, lang vor seiner Fernseh-Komiker-Karriere, mal mehr mal weniger erfolgreiche Alben raus. Sein Neues kam bei den Kritikern nicht gut an. Weiß er. Natürlich. Ein bisschen trotzig klingt das, wenn er sagt, er könne eben nicht nur Hits schreiben. Egal, dem Berliner Publikum gefällt, das er seine Probleme auf der Bühne austrägt – mit ihnen zusammen. Wie er der Welt begegnet, wie er hadert, wie er im nächsten Moment schier platzt vor Selbstbewusstsein, das ist selten auf deutschen Bühnen. „Du bist einfach ungeil geworden“, singt Schulz in seinem zweiten Song des Abends „Du schockst nicht mehr“. Und seine Worte verraten, dass der 44-Jährige, der schon Roadie war, Türsteher und Sozialhilfeempfänger, sich auch selbst zu fragen scheint: Schock‘ ich noch?

"Es ist wichtig, nicht zu verbittern"

In diesen zwei Stunden am Sonntagabend zumindest, lässt er sein Publikum ein bisschen Achterbahn fahren. Und das schockt. Teils zotige Schenkelklopfer, hemmungslos romantische Songs und seine ihm eigentümliche Melancholie – Schulz ist ein lässiger Alleinunterhalter, ein umwerfender Geschichtenerzähler. Man meint, gerade mit ihm an der Bar zu lehnen, ein freundliches Pils zu trinken, statt für den Zuschauerraum bezahlt zu haben. Schulz und Band spielen sich nebenher durch seine alten Songs: „Spielerfrau“, „Boogieman“, „Wenn die Music nicht so laut wär‘“. Glückliche Gesichter allerorten. Da ist es auch zu verschmerzen, dass einige seiner neuen Songs einfach nicht ins Programm passen wollen – das rappen überlässt Liedermacher Schulz in Zukunft hoffentlich wieder anderen.

Die Geschichten, die er zwischen seinen Songs erzählt, sind vielleicht alle wahr. Wahrscheinlich ist das nicht. Es sind oft amüsante Erzählungen aus der Welt der Stars, zu der er mittlerweile ja selbst gehört. So kommt für den Song „Frau sucht…“ Schauspieler Bjarne Mädel auf die Bühne. Auf seinem Album hat „Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis mitgewirkt, in einem Video Schauspieler Matthias Brandt, das erzählt Schulz stolz. Vielleicht tröstet ihn diese Unterstützung für seine Musik darüber hinweg, dass er einst versäumte, so sagt er, sich einen Künstlernamen für seine Quatschkopf-Auftritte im Fernsehen zu zulegen. Er will nicht als Blödelbarde abgestempelt werden. Es sind diese Momente des Haderns mit der eigenen Figur, die solche Olli-Schulz-Abende besonders machen. Denn wenn er in Richtung des Publikums sagt: „Es ist wichtig, nicht zu verbittern!“ – dann ist das nicht nur eine Aufforderung, sondern wirkt auch immer wie ein Appell an sich selbst.

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